In unserer Kurztest-Reihe für das STEAM DECK werfen wir einen Blick auf Spieletitel, die sich unserer Meinung nach besonders gut auf Valves Handheld-Konsole machen. Dabei testen wir im Handheldmodus, verbunden am TV über ein USB-C-Dock und mit externen Bluetooth-Controllern von Microsoft und Sony.
SIFU
Sifu ist nicht weniger als die längst überfällige Überführung des noch immer beliebten Arcade-Brawler-Genres in die dritte Dimension und auch in die spielerische Neuzeit. So müssen wie als zunächst noch junger Kung-Fu-Aspirant genau die Verbrecherbande nach und nach dramatisch von der Bühne des Lebens kicken, die jenen Meister (also Sifu) ermordet hat, als wir es in Kindheitstagen mitansehen mussten. Tragisch. Dabei prügeln wir uns durch mehrere, nur durch wenige Abzweigungen aufgebrochene Levelschläuche und sammeln Brechstangen, Dachlatten, Flaschen und allerhand andere Spontan-Waffen auf. Klassische Bildschirmleben, wie in den Retro-Spielen gibt es nicht, stattdessen lässt uns jedes K.O. altern. Das hat zur Folge, dass wir härter austeilen, aber auch viel schlechter einstecken können. Und natürlich, kleiner, klappriger und grauer werden. So wird Sifu zur wirklich sehr harten, aber auch ungeheuer atmosphärischen Roguelite-Boxbude. Denn einige Schlüssel für versteckte Abzweigungen und Abkürzungen behalten wir auch, nachdem wir als greiser Meister den verhassten „Game Over“-Spielzug erblicken mussten. Diese erlauben uns, frühere Level später schneller zu passieren, dabei weniger zu altern und so wiederum bessere Startvoraussetzungen in späteren Arealen zu haben. Trotz seiner stilistischen Reduktion ist „Sifu“ ein wirklich hübsches Spiel, dass ein wenig an den Stil des Trickfilms „Spider-Man: A New Universe“ erinnert. Kaum zu glauben, dass ein leicht motorisiertes Gerät wie das Steam Deck einen so aktuellen Titel in durchweg flüssigen 60 FPS auf den Bildschirm zaubert. Skalieren wir die interne Auflösung etwas tiefer, opfern wir nur ein kleines Bisschen Bildschärfe und behalten im Tausch dafür das flüssige Gameplay auch auf einem externen Bildschirm in Full HD. Irre. Lediglich der ächzende Lüfter und gelegentliches Stocken beim Nachladen erinnern da an technische Einschränkungen. Dass wir einmalig bei der Installation auf zwei Touchscreen-Tasten drücken müssen, um zusätzlich benötigte Libraries zu installieren, war nicht weiter störend, soll aber nicht unerwähnt bleiben. Da „Sifu“ durch sein schnelles, dynamisches Roguelite-Gameplay ein perfekter Titel für die Mittagspause oder eine kürzere Bahnfahrt ist, sei diese Version auch klar Digital-Kampfsportlern empfohlen, die bereits auf der Playstation ihren Rachefeldzug beendet haben.
SIFU. Steam-Link. Entwickler: Sloclap, Publisher: Kepler Intercative 39,99€ 1 Spieler. Offizielle Steam Deck – Kompatibilität – Nicht Verifiziert – Auch erschienen für: PS5/PS4, XBox Series X/S, Switch
SAGA OF SINS
„Saga of Sins“ ist ein sehr ambitioniertes Spiel des deutschen Entwicklerstudios „Bonus Level Entertainment“. Es verbindet eine sehr dialoglastige Oberwelt mit Action-Platformer-Leveln in klassischer „Castlevania“- oder „Demon’s Crest“-Manier, die Anleihen und Verbeugungen sind unübersehbar. Als geläuterter Kreuzfahrer kehren wir in ein von Sündern umgebenes Kloster ein, wo wir erstmals über die originelle, passende und stimmige Bleiglasfenster-Optik des Titels staunen dürfen. Musik, Sound-Design (tolle englische Sprecher) und die super-tighte Steuerung machen erstmal einen hervorragenden und sehr professionellen Eindruck. Und sie laden ein, die sündigen Gedanken der verkommenen Dörfler zu erkunden, wobei wir uns in verschiedene, albtraumhafte Wesen mit ebenso verschiedenen Fähigketen verwandeln dürfen. All das sind tolle Elemente, die sinnvoll miteinander verbunden worden und „Saga of Sins“ macht vor allem Fans jener alten Action-Hüpfer Spaß, zu denen ich auch mich zähle. Die Tatsache, dass es im direkten Vergleich zu seinen großen Vorbildern sehr einfach ist, ist auch kein großes Problem. Es darf auch ruhig zugänglichere Varianten geben, vor allem in so Hardcore-dominierten Genres. Es ist einfach ein wenige Feinschliff der fehlt, wie eine eigene, weniger generische Schriftart, wie etwas grafisches Post-Processing, dass die Unity-Elemente etwas schmuckvoller zusammenkleistern und sie ein bisschen weniger wie aus dem Baukasten wirken lassen würde. Paralax-Nebel. Etwas originellere, gotische Benutzerobeflöche – da hätte es sicher noch Stellschrauben gegeben. „Saga of Sins“ ist ein gutes, unterhaltsames Spiel, dass sich aber im direkten Vergleich mit konzeptionell vergleichbaren und deutlich polierteren Titeln wie „Vengeful Guardian – Moonrider“ auch einiges an berechtigter Kritik an Preis, Umfang und Wiederspielwert gefallen lassen muss. Fans von Capcoms Wasserspeier-Saga oder Freunde der bereits in „Pentiment“ bemühten „Name der Rose“-Ästhetik dürfen der eingeschränkten Empfehlung aber ruhig ein paar Bonuspunkte hinzufügen. Subjektiv hat die Saga ordentlich Spaß gemacht und funktioniert auf Valves Steam Deck ganz ohne Anpassungen einwandfrei.
SAGA OF SINS. Steam-Link. Entwickle: Bonus Level Entertainment, Publisher: Just For Games, 19,99€ 1 Spieler. Offizielle Steam Deck – Kompatibilität – Unbekannt. Auch erschienen für: PS5/PS4, XBox Series X/S, Switch
ANDRO DUNOS II
„Shoot’em Ups“, also klassische Retro-Ballerspiele, sind ein Nischengenre, dem wir hier traditionell viel Aufmerksamkeit schenken. „Andro Dunos II“ ist (wie der Name bereits vermuten lässt) die Fortsetzung eines schon bei seinem Erscheinen 1992 eher klassisch anmutenden Vertreters seiner Zunft. Und diese Pfade soll nun auch die scheinbar absichtlich überhaupt nicht modern geratene Reinkarnation beschreiten. Die Beschaffenheit der durch Power-Ups erspielbaren Extrawaffen orientiert sich klar an Genre-Veteran „Gradius“ (hierzulande „Nemesis“), der freie Wechsel zwischen den Ballermännern erinnert mehr an die Konkurrenz-Reihe „Thunder Force“. Schnell und flüssig scrollende, abwechslungsreiche Areale mit augenzwinkernden Meta-Grüßen an Darius und co., schweres Gerät als Bossgegner und unspektakulär-solide Pixeloptik lassen keinen Zweifel daran, dass „Andro Dunos II“ lediglich unkompliziert an unsere Nostalgie-Rezeptoren andocken möchte und das ist auch völlig okay so. Moderne Finessen wie bei einem „Drainus“ oder „Schildmaid MX“ sollte man nicht von der sympathischen Zeitkapsel erwarten, dafür weiß der pumpende, sehr westliche Synthwave-Homecomputer-Soundtrack aber extrem zu gefallen. Und auch, wenn der Ansatz vergleichsweise altbacken ausfällt, in den wichtigen Disziplinen, wie Flow, Steuerung und Spielspaß wirkt „Andro Dunos II“ durchweg kompetent. Nur ein paar Bildschirmfilter für Scanlines und ähnliche Röhren-TV-Optik haben wir schmerzlich vermisst.
ANDRO DUNOS II, Steam-Link. Entwickler: Picorinne Soft. Publisher: Just For Games. 14,99€ 1 Spieler. Auch erschienen für: PS5/PS4, XBox Series X/S, Switch, 3DS(!), Dreamcast(!)
GANRYU 2
Neben dem weiter oben getesteten „Ando Dunos II“ ist auch der zweite Teil von „Ganryu“ die Wiedergeburt eines Titels aus dem Katalog der legendären „Neo Geo“-Arcadekonsole. Und auch hier hat man nicht wesentlich am unverwüstlichen Spielprinzip der Vorlage geschraubt. In einem Hybriden aus Platfformer und Prügelspiel schnetzelt sich unser kleiner Ninja-Avatar durch Heerscharen hübsch präsentierter Gegner, die vom feudalen Japan und seiner Mythologie beeinflusst wurden. Freunde vergleichbarer Klassiker aus dem Konsolenbereich wie Strider, Ninja Gaiden und Konsoreten werden sich sofort zuhause fühlen, auch was den knackigen Schwierigkeitsgrad angeht. Neben einem modernen TV-Geräten angemessenen Seitenverhältnis von 16:9 wurde auch die Grafik einer sehr ansehnlichen Frischzellenkur unterzogen, weshalb die Figuren und Hintergründe des Spiels nun tatsächlich aussehen, wie einer der späteren, Animé-inspirierten Neogeo-Titel, wie etwa „Garou“, „Last Blade“ oder „Sengoku“. Die im direkten Vergleich etwas hölzernen Animationen erden dann die aufflammende Euphorie wieder ein wenig, aber in Summe kann sich „Ganryu 2“ durchaus sehen lassen. Hören übrigens auch, denn die stimmungsvollen Melodien könnten durchaus ebenfalls direkt einem Spielhallenklassiker aus den Neunzigern entliehen sein. Alles in allem ein schneller, schwerer Schnetzelspaß mit hohem Nostalgiefaktor, der jüngeren Spielern ohne rosarote Brille vielleicht ein wenig zu unkomplex oder unspektakulär geraten sein könnte. Banausen.
GANRYU 2. Steam-Link. Entwickler: Storybird Studio. Publisher: Just For Games. 14,99€. 1 Spieler. Auch erschienen für: PS5/PS4, XBox Series X/S, Switch
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