Zombies – Nechronologien 1 – Die Elenden

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Mit dem ersten Band seines „Zombies“-Spin-Offs „Nekrologien“ weicht Autor Olivier Peru noch viel weiter vom ausgelatschten Zombie-Mythos ab als in seiner Hauptreihe. Inmitten der aufkeimenden Seuche geht es insbesondere um den politischen Zerfall der Zivilisation, um Pflicht und um Verantwortung.

Paris, kurz nach dem Ausbruch der rätselhaften Epidemie. Charles ist ein pflichtbewuster, aufrechter Republikaner. Als Leibwächter von Mitterand, Chirac, Sarkozy und nun auch des amtierenden, französischen Präsidenten Hollande weiß er um die zahlreichen, charakterlichen Defizite jedes einzelnen seiner Schützlinge. Wer nicht feige oder korrupt ist, findet trotzdem immer einen Weg sich in Charles Augen zu disqualifizieren, was die politische Kompetenz angeht. Aber sein Job ist es nicht zu bewerten, sondern zu schützen. Und diesen Job nimmt die französische Antwort auf Clint Eastwood verdammt ernst.

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Darum ist es um so bitterer für den schweigsamen Staatsdiener, als Hollande durch einen Militärputsch aufgrund seines unverantwortlichen und egoisitischen Benehmens abgesetzt wird. Desorientiert, leer und seiner Lebensaufgabe beraubt beschließt der Workaholic nun sich seinen Weg durch die Zombiehorden bis in die Schweiz zu bahnen.

Dort will Charles mit seiner Ex-Frau den letzten Menschen auf der Welt aufzusuchen, zu dem er noch gelegentlichen, zwischenmenschlichen Kontakt pflegt. Vielleicht findet er in ihr wieder einen Menschen, den er beschützen und so wieder seinem einzigen Lebensinhalt, seiner Berufung nachkommen kann. Um jeden Preis, komme was da wolle.

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Wieder einmal beweist Peru meisterlich, dass sich jede Art von Geschichte auch in jedem Szenario erzählen lässt. Sein handwerkliches Geschick natürlich vorausgesetzt. Die charakterliche Wechselwirkung zwischen der hart linken, kettenrauchenden Seniorin Camille und dem gehorsamen Staatslakaien Charles ist wirklich feinsinnig und intelligent gesponnen. Zwei alternde, politisch in komplett gegensätzlichen Lagern sozialisierte Menschen überwinden angesichts der zerfallenden Zivilisation ihre Differenzen und lernen, dass ihre Wege und Prinzipien nicht in jeder Situation das Maß aller Dinge sind.

„Die Elenden“ ist aber nicht nur anspruchvolle Unterhaltung. Nicht zuletzt durch die kantigen und extrem dynamischen Zeichnungen von Nicolas Petrimaux wird das „Zombies“-Spinoff trotz des komplexen Inhalts nie trocken oder langweilig.

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Die Verlagerung nach Europa und die Integration realer, politischer Persönlichkeiten rückt das Endzeitdrama emotional in bedrohliche Nähe. Obwohl „Die Elenden“ in vielerlei Hinsicht eine klassische Zombie-Story ist, verschafft der Fokus auf die politischen und militärischen Hintergründe der Katastrophe ihr sehr viel Glaubwürdigkeit und Klasse.

Der erste Band von Perus „Nekrologien“ findet immer die perfekte Balance zwischen Charakterentwicklung und Action, punktet mit detailierten, glaubhaften Charakteren und eigenständiger, charaktervoller Optik. Bis jetzt klar der Höhepunkt der Reihe und auch aller Peru-Bände, die ich bislang gelesen habe!

  • Autor – Olivier Peru
  • Zeichner – Nicolas Petrimaux
  • Übersetzer – Tanja Krämling
  • Einband – Hardcover
  • 48 Seiten
  • Band 1
  • ISBN 978-3-95839-034-8
  • erschienen am 01.12.2014

Rezensionsmuster – Hardcover, Privatarchiv

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