TIMO WUERZ – The Art of Metal

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Auch wenn „The Art of Metal“ streng genommen natürlich kein Comic ist, hat diese Kompilation amtlich größenwahnsinniger Illustrationen für Platten mit Stromgitarrenmusik sich ihren Platz in der bei Popcom erscheinenden Gesamtausgabe des exzentrischen Leinwand-Rockers Timo Wuerz redlich verdient.

Fangen wir doch am Anfang an. Heavy Metal und Comic-Kunst sind fest miteinander verzahnt. Nicht zuletzt durch das international adaptierte „Metal Hurlant“-Magazin, auf deren Seiten jeder Comic-Meister der Siebziger und Achtziger sich in Genregeschichten aus dem Bereich Fantasy, Horror und Science Fiction verewigen durfte. Dramatische Posen, grelle Farben und Lichter, erhobene Streitäxte, sich aufbäumende Pferde, in Strömen fließendes Blut oder Mündungsrohre von Panzern bieten jede Menge, wenn auch wenig subtilen Spielraum für Metaphern.

Auf der Lesereise durch diese erste, nicht einmal im Ansatz komplette Galerie von Timos Testosteron-schwangeren Gemälden aus der Welt des richtig schweren Metalls begegnet man zahlreichen, begeisterten Zitaten ihrer Auftraggeber. Wie auch die eindrucksvollen Ergebnisse selbst sind diese Künstler erstaunlich unterschiedlich und keine gesichtslose Masse langhaariger Biertisch-Krieger. Vom sympathisch-kauzigen Hardrock-Coach Rainer Biesinger über die musizierenden, lebendig gewordenen He-Man-Figuren von den „Grailknights“ führt der Weg zu Steve Kachinskys psychedelischer Kurzgeschichte „Omniscient“. Für das gleichnamige Konzeptalbum lieferte Timo eine Illustration zu jedem einzelnen Song, die nun gemeinsam mit den stimmungsvollen Texten des „Steel Prohet“-Frontmannes das beeindruckende Herz der Artwork-Anthologie bilden.

Selbstredend existieren gerade im Heavy Metal trotz aller Brüche und Überraschungen aber auch Klischees, die es zu erfüllen gilt. Dafür wurde Timo Wuerz überhaupt erfunden, dafür ruft man ihn! Bei einem Streifzug durch die bluttriefenden, gezielt alle Grenzen übertretenden Motive für die amerikanischen Black-Metal-Heroen von Acheron wird dann auch schnell klar, dass die „Ab 18“-Empfehlung keine werbewirksame Effekthascherei des Verlags, sondern bitterer Ernst ist.

Wer nach wirklich aufmerksamem Durchblättern des gewohnt aufwändig hergestellten Schmökers Timo noch immer plakative Kirmesmalerei vorwerfen will, der hatte sein vorschnelles und ungerechtfertigtes Urteil längst gefällt. Zahlreiche Skizzen, Entwürfe und Anekdoten lassen keinen Zweifel daran aufkommen, dass die große Gemeinsamkeit zwischen Timo und den ihn beauftragenden Musikern die Begeisterung für die Kunst ist. Die Freude am Spiel mit Subtext, versteckten Botschaften und plakativer Konfrontation, wie Heavy Metal sie nun einmal vorsieht. Egal ob philosophisch, politisch, provokativ oder schlicht in Party-Stimmung – Timos unverkennbarer Stil fügt den bereits im Vorfeld oft minutiös durchdachten Projekten stets eine zusätzliche Dimension hinzu, anstatt sich nur als dekoratives Geschenkpapier und Werbeträger für den sein Handwerk zu verstehen.

Timo Wuerz ist Heavy Metal. Weil er in genau so vielen Facetten schimmert wie dieses oft unterschätzte Genre selbst auch. Von sympathisch stumpf bis hin zu ultra-detaillierten, akribisch durchkonzipierten Gniedelsolos ist auf diesem Sampler zum Lesen und Staunen alles vertreten, was das Metaller-Herz begehrt.


TIMO WUERZ: THE ART OF METAL
Autor & Künstler: Timo Wuerz
240 Seiten (bilingual)
Hardcover (Artbook)
22,00 Euro
ERSCHIENEN BEI POPCOM