Weiter geht es in der „Marvel Star Wars Comic Kollektion“, die im schicken Hardcover-Format die verschiedenen bei Marvel (respektive Panini) – erschienenen Serien zusammenfasst. (Den ersten Band habe ich bereits ausführlich hier rezensiert)
Jeder bisherige Band kann wunderbar für sich alleine gelesen werden. Kombiniert ergeben sie aber (mit Ausnahme von Band 2) eine ideale Möglichkeit, die Geschehnisse chronologisch möglichst korrekt, aber immer von einem bestimmten Standpunkt aus zu betrachten. Anders macht es ja IDW Publishing mit den Sammelbänden zu „Transformers“ oder „Teenage Mutant Ninja Turtles“, die ausschließlich chronologisch korrekt zusammenfassen, also zwischen den Protagonisten springen. Das hat natürlich auch seine Vorteile, gibt dem Leser allerdings nicht die Möglichkeit mal einen Band auszulassen, dessen Hauptfigur ihn nicht so besonders interessiert.
Band 2 – Das Erwachen der Macht
Der zweite Band der Kollektion führt nicht wie erwartet das Geschehen weiter sondern behandelt ausschließlich das Geschehen in „Episode 7 – Das Erwachen der Macht“. Eine etwas verwirrende redaktionelle Entscheidung, aber solche „Sonderbände“ werden uns noch häufiger begegnen. Eine Verbindung zu den Ereignissen in Band 1 oder Band 3 konnte ich nicht finden.
Das macht diesen Band jedoch nicht grundsätzlich zu einer schlechten Erfahrung, schließlich handelt es sich um die Adaption eines hervorragenden Films, was ja durchaus in die Kernkompetenz von Marvel fällt. Der Comic ist extrem nah am Film, gelegentlich sind „Kameraeinstellungen“ identisch. Die Zeichnungen aus den Federn von Luke Ross und Mark Laming sind auf Marvel-typisch hohem Standard, beide alte Hasen und nicht nur für ihre Arbeiten an Star Wars Comics sondern auch aus etlichen anderen Marvel-Serien bekannt. An Details und Dynamik fehlt es hier wahrhaftig nicht, die Kolorierung von Frank Martin und Guru-eFX, ebenfalls Veteranen, unterstreichen das Erlebnis. Insgesamt erinnert die aktuelle Marvel-Reihe optisch extrem an die Mitte der 90er-Jahre erschienenen Filmadaptionen aus dem Dark Horse Verlag, die wiederum einige Ähnlichkeit mit der Marvel-Star-Wars-Reihe der 80er hat. Insgesamt ein solider Band, als reine Filmadaption natürlich etwas limitiert.
Das Erwachen der Macht, Autor: Chuck Wendig. Künstler: Luke Ross, Marc Laming, Frank Martin, Guru-eFX. 144 Seiten, Hardcover, 9,99 Euro, Erschienen bei PANINI
Band 3 – Darth Vader
Hier kehrt die Handlung zurück zur in Band 1 begonnenen Zeitlinie, unmittelbar nach der Zerstörung des ersten Todessterns durch Luke Skywalker. Beleuchtete Band 1 die Abenteuer der Rebellen nach diesem historischen Sieg, nimmt Autor Kieron Gillen das Imperium, oder vielmehr Darth Vader, ins Visier. Als Vollstrecker des Imperators hat der dunkle Lord keinerlei Freunde, dafür umso mehr Feinde. Das Verhältnis zum Imperator ist ebenfalls beschädigt, sodass Vader Alliierte benötigt, die ihm den Rücken frei halten. Zu diesem Zweck heuert er Kopfgeldjäger an, die einerseits die Berater des Imperators im Auge behalten, auf der anderen Seite den Zerstörer des Todessterns auffinden sollen. Wie Letzteres so klappt wurde bereits in Band 1 aus Luke Sicht erzählt. Das Verhältnis von Sith-Lord zu Sith-Meister wird hier schön beleuchtet, schließlich gilt der Grundsatz „Einer, der die Macht besitzt und einer, der sie will.“. So stellt Vader mit Hilfe der zwielichtigen Archäologin Dr. Aphra seine eigene kleine Armee auf um seine Ziele durchzusetzen. Mit Salvador Larroca und Edgar Delgado setzt Marvel selbstverständlich wieder erfahrene Zeichner und Koloristen ein, bei einem derart großen Franchise nicht weiter verwunderlich. Larroca liefert bereits seit den späten 80ern Werke für Marvel UK („Death’s Head“) und später für Marvel US („Fantastic Four“, „Spider-Man“, „X-Men“ und aktuell „Alien“), Edgar Delgado sollte ebenfalls jedem Marvel Fan ein Begriff sein. Hier kommt dem Leser der Kollektions-Aspekt zugute, sodass er die Geschehnisse in chronologisch idealer Abfolge serviert bekommt.
Darth Vader, Autor: Kieron Gillen, Künstler: Salvador Larroca, Edgar Delgado. 144 Seiten, Hardcover, 14,99 Euro, Erschienen bei PANINI
Band 4 – Prinzessin Leia
Ebenfalls perfekt in die Geschichte fügt sich der vierte Band ein, liegt der Fokus hier auf Prinzessin Leia, die ja im ersten Krieg-Der-Sterne-Film schon deutlich mehr als schmuckes Beiwerk war, sondern gerne mal selbst den Blaster betätigte (ein Ende der 70er durchaus nicht flächendeckend verbreitetes Frauenbild – Anm.d.Red.). Die Geschichte beginnt unmittelbar während der Siegesfeier auf Yavin, mit der der Film endet. Leia entdeckt im Publikum eine junge Pilotin, die sie feindselig ansieht, sich dann aber abwendet. Die Prinzessin geht der Sache auf den Grund und stellt die Pilotin zur Rede. Diese entpuppt sich ebenfalls als Überlebende Alderaans (Leias Heimatplanet – Anm.d.Red.), die wenig Verständnis für Leias tränen-arme Triumphrede hat. Gemeinsam gehen die ungleichen Charaktere auf die Suche nach weiteren Überlebenden Alderaans, was nicht ohne Bedrohungen ist, schließlich hat das Imperium ein hohes Kopfgeld auf die Rebellenführerin ausgesetzt. Anders als bei der Vader-Reihe handelt es sich hier um eine Miniserie, die auf fünf Hefte ausgelegt war. Das kürzere Format scheint Marvel aber nicht dazu zu verleiten weniger schillernde Künstler an das Steuer zu lassen. Autor Mark Waid z.B. schreibt bereits seit den 80ern mal für Marvel, mal für DC, Terry Dodson und Jordie Bellaire haben ebenfalls dutzende Comics-Reihen gezeichnet, respektive koloriert. Das Ergebnis lässt sich sehen, dem Leser bietet sich eine wunderbare, in sich abgeschlossene, Erzählung im Star Wars Universum, noch dazu mit einer der Hauptfiguren im Rampenlicht und jeder Menge kleiner Anspielungen im Schatten.
Prinzessin Leia, Autor: Mark Waid, Künstler: Terry Dodson, Rachel Dodson, Jordie Bellaire. 112 Seiten, Hardcover, 14,99 Euro, Erschienen bei PANINI