Als Detektive Martin Bec den Innenhof des Wohnhauses betritt, liegt die Leiche des Opfers noch auf dem Pflaster. Ein Blick nach oben zu einem kaputten Fenster und die zertrümmerten Gliedmaßen lassen nicht viel Freiraum für Spekulationen, wie die Frau gestorben ist. Sie ist entweder gesprungen oder wurde gestoßen. Zu allem Überfluss ist der Witwer ein Kollege von Bec. Hier muss der wortkarge Ermittler alles geben, um das Ereignis zufriedenstellend aufzuklären. Doch leider ist aus den Nachbarn gar nichts herauszubekommen. Niemand will etwas gesehen oder gehört haben. Dabei sind alle Wände des Hauses dünn und sämtliche Ohren der Anwohner gespitzt.
Weiter geht es in der Krimi-Reihe „7 Detektive“. Regelmäßig werden hier in sich abgeschlossene Fälle erzählt, die alle aus der Feder des Autoren Herik Hanna stammen. Es ist schon beeindruckend, wie treffsicher und wandelbar sein Schreibstil ist. Gekonnt inszeniert er verschiedenste Ausprägungen des Krimi-Genres, ohne sich dabei auffällig zu wiederholen. Geschickt bringt er das eine oder andere Rollenklischee unter, wobei er niemals über die Stränge schlägt und somit nicht ins Lächerliche abdriftet.
Neben dem Untergenre wechselt mit jedem Buch auch der Zeichner. In diesem Fall konnte Thomas Labourot für die Bilder gewonnen werden. Den Zeichnungen des gebürtigen Franzosen sieht man die frankobelgischen Einflüsse sofort an. Durch seinen etwas kantigeren Stil schafft er es, dem Ganzen eine eigene Note zu verleihen, die besonders dem mürrischen Protagonisten sehr gut zu Gesicht steht. Kolorist Lou bereichert alles mit gedeckten, zurückhaltenden Farben. Vor allem in den Nacht-Sequenzen kann Lou dann aber mit einem stimmungsvollen Lichtspiel punkten.
„7 Detektive“ ist und bleibt ein besonderes Schmankerl für Freunde von Kriminalfällen mit meist exzentrischen Ermittlern, betroffenen Opfern und böswilligen Tätern. Jeder Band beginnt von vorne und braucht keinerlei Vorwissen aus den anderen Geschichten. Jetzt viel Spaß beim Schmökern, Miträtseln und Überraschen-lassen.
7 DETEKTIVE: Martin Bec – Fenster zum Hof, Autor: Herik Hanna, Künstler: Thomas Labourot, 56 Seiten, Hardcover, 16,00 Euro, Erschienen im SPLITTER VERLAG