WEST, WEST TEXAS

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Bea ist gerade 18 Jahre alt geworden. Daraufhin will sie einfach nur von zuhause weg und packt ihren Koffer. Wohin es gehen soll? Das weiß sie selbst nicht so genau. Der Weg führt sie durch Texas bis zu einer kleinen Raststätte. Dort trifft sie auf eine flüchtige Bekannte aus ihrer Nachbarschaft. Lou ist einige Jahre älter, hat aber dasselbe Ziel wie Bea: Rauskommen, vor dem Alltag flüchten. Zusammen steigen sie in Lous Auto und machen sich auf eine gemeinsame Reise durch Texas.

Es ist schon beeindruckend, wenn man sich vor Augen führt, dass Tillie Walden mit ihren 24 Jahren bereits sieben Graphic Novels veröffentlicht hat. Zwei davon, „I Love this Part“ und „Pirouetten“, waren für den Eisner-Award nominiert. Mit dem zweiten gewann das Ausnahmetalent den Preis. Somit gehört Sie zu den jüngsten Künstlern, die diesen renommierten Comic-Preis ihr eigen nennen dürfen.

West, West Texas“ ist ein klassischer Roadtrip, gemischt mit den Themen einer „Comig of Age“-Handlung. Während die beiden Protagonistinnen unterwegs sind, besprechen sie ihre eigenen Ansichten und Erfahrungen in Bezug auf Freundschaft, Familie oder auch ihre persönlichen Lebensziele. Tillie verwendet dafür nicht viele Worte, was die Dialoge gelegentlich ein wenig karg erscheinen lässt. Es braucht aber auch gar nicht viel mehr, um diesen meist tiefgründigen, philosophischen Gesprächen die nötige Intensität zu verleihen. Auffällig ist auch, dass in dieser Handlung fast nur Frauen auftauchen. Wenn Männer hinzukommen, sind diese am eigentlichen Geschehen unbeteiligt oder nehmen eine bedrohliche, feindselige Rolle ein.

Optisch ist der Band hervorragend. Auf den ersten Blick wirken die Seiten simpel, fast schon praktisch gestaltet. Schnell wird einem aber klar, dass die talentierte Nachwuchskünstlerin das visuelle Medium vollkommen ausreizt. Auch wenn Sie ihre Geschichte grundsätzlich in einzelne Panels unterteilt, bricht sie manchmal aus dieser Struktur aus und Teile des Bildes fließen über die ganze Seite. Bei der Wahl der Farben überlässt sie auch nichts dem Zufall: Zum Beispiel tragen die ungleichen Reisepartner beim anfänglichen Aufeinandertreffen farblich invertierte Kleidung. Solche Feinheiten ziehen sich durch die gesamte Bildergeschichte.

West, West Texas“ erzählt viel zwischen den Zeilen und ist ein durch und durch visuelles Erlebnis. Die Charaktere sind gut nahbar und deren Entwicklung ist spannend zu beobachten. Dadurch kommt keine Langeweile auf und es fällt nicht schwer dieses dicke Buch in einem Rutsch durchzulesen. Aber Augen auf, wer aufmerksam liest und den Illustrationen viel Aufmerksamkeit schenkt, hat einiges zu entdecken.


Leseprobe


WEST, WEST TEXAS, Autorin & Künstlerin: Tillie Walden, 320 Seiten, Softcover, 29,00 Euro, Erschienen bei REPRODUKT