Fast ist Captain Jon Tiberius Munro am Ziel. Rache für den Tod seines Sohnes, Vergeltung für das Unrecht, das ihm widerfahren ist. Der Ex-Soldat wurde für ein Verbrechen verurteilt, dass er nie begangen hat. Auf seiner Reise hat er eine illustre Crew bunt zusammengewürfelter Glücksritter um sich versammelt, die ihn an Bord des gekaperten Schlachtschiffs Jolly Roger in den beinahe gewissen Untergang begleiten. Denn das gewaltige Raumfahrzeug soll mitten in die Hochzeitsfeier des verlogenen Präsident Vexton manövriert werden, den Munro für sein bitteres Schicksal in der Verantwortung sieht…
Mit dem vierten und letzten Band des pfiffigen Scifi-Epos endet auch eine erzählerische Mischung, die in dieser Form nicht oft geboten wird. „Warship Jolly Roger“ bietet kernige Action, hollywoodreif bebildert vom spanischen Zeichentalent Miki Montlló, erinnert an Trickfilme wie „Titan A.E.“ oder die Comic-Adaption „Heavy Metal“. Knurrige, muskelbepackte Weltraumpiraten, verschlagene Schmuggler und korrupte, intergalaktische Politiker folgen hier scheinbar immer den etablierten Genre-Klischees. Sie versetzen den Leser in selige „Schwermetall“-Zeiten zurück und wirken nicht zuletzt durch Montllós langjährige Erfahrungen im Animationssektor sehr aufwändig und rund.
Doch der renommierte französische Autor Sylvain Runberg legt bewusst einige falsche Fährten, um die bislang so vorhersehbar aussehende Charakterkonstellation, die Frage danach wer in dieser Geschichte Gut und wer Böse ist noch einmal gründlich über den Haufen zu werfen. Das passiert nicht auf einem so hohem und komplexem Level wie bei Runbergs ebenfalls bei Splitter erschienener Referenzarbeit „Orbital“, sorgt aber dafür, dass „Warship Jolly Roger“ über deutlich mehr Finesse und Tiefe verfügt, als man bei einem flüchtigen Blick auf die launig inszenierten, einladenden Bilder vermuten würde.
Die perfekte und angenehm kompakte Serie für Comic-Leser, die sich nach Science-Fiction-Themen genau zwischen tumber Testosteron-Action und komplexem Polit-Konstrukt wünschen. Bleibt zu hoffen, dass ein Spinoff rund um den hinterhältigen Kowalsky wie einst von Miki in unserem Interview angedacht noch konkrete Form annimmt…
WARSHIP JOLLY ROGER (Bd. 4): Die letzten Wünsche, Autor: Sylvain Runberg, Künstler: Miki Montlló, 56 Seiten, Hardcover, 15,00 Euro, Erschienen bei SPLITTER