Für den abgehalfterten Ernie besteht das Leben aus Sex, Drugs and Rock’n’Roll. Oder wenn man ehrlich ist: Pornos, gepanschten billigen Chemikalien und heruntergekommenen Spelunken. Jede Nacht versucht er irgendwie an den nächsten Schuss zu kommen und am Morgen wacht er in Lache aus Kotze in irgendeiner Nebengasse auf. Aber heute hat der ungeduschte, unsympathische Möchtegern-Frauenheld Glück: Er kommt an eine ganz besondere Spritze. Diese verleiht ihm Superkräfte und schneller als er gucken kann hängt das Wohl der Welt alleine an ihm und seinen neu gewonnenen Fähigkeiten. Dabei lässt er sich hoffentlich nicht zu sehr von seinen Lastern ablenken.
Wer unseren „POW! – Ein ComicPodcast“ verfolgt, weiß dass Werke vom Autor Rick Remender für uns absolutes Pflichtprogramm sind, da diese uns immer begeistern können. Die Superhelden-Satire „The Scumbag“ hat es dieses Jahr sogar bis zu einer Nominierung für den begehrten Eisner-Award geschafft. Ganz nachvollziehbar scheint das bisher nicht. Die Story fühlt sich schon nach den ersten Seiten so verbraucht an wie der Protagonist und der Humor ist so flach, dass er meist gar nicht zu erkennen ist.
Die Idee, für jedes Heft einen andern Künstler zu engagieren, ist mit Sicherheit nicht neu, bringt aber immer ein wenig Abwechslung und Pepp in die Geschichte. Es geht auch vielversprechend mit einem optisch hervorragenden, einzigartigen Stil im ersten Kapitel von Lewis Larosa los. Was danach folgt, gleicht sich aber leider zu sehr, als dass dieser Herausstechende Grad der visuellen Individualität wieder erreicht wird. Dabei wirkt keiner der Zeichner schlampig, aber sticht auch nicht aus der Masse an Comics hervor.
„The Scumbag“ ist wohl der erste Remender-Titel der nicht so richtig zünden will und auf ganzer Linie für verständnislose Blicke sorgt. Hoffentlich eine Ausnahme in der sonst sehr makellosen Reihe an Titeln.
THE SCUMBAG: Kokainfinger (Bd.1), Autor: Rick Remender, Künstler: Andrew Robinson, Darick Robertson, Lewis Larosa, 156 Seiten, Softcover, 18,00 Euro, Erschienen bei PANINI