Nach einigen Schwierigkeiten mit seiner Motorradgang wird der rebellische Teenager Yoshi von seinem Großvater in die Lehre beim angesehenen Tätowierer Seijun geschickt. Schnell beherrscht er diese traditionelle Kunst und darf bald auch die besonderen Kunden seines Meisters bedienen: Die gefürchteten Yakuza. Schnell wird der junge Künstler wieder in Dinge hineingezogen, vor denen sein Großvater ihn eigentlich bewahren wollte. Und wer ist die geheimnisvolle Rothaarige?
Autor José Manuel Robledo und Zeichner Marcial Toledano entführen uns in eine Welt, die eigentlich zwei Welten sind. Auf der einen Seite das moderne Japan, mit Straßengangs, die Motorrad fahren und Yakuzas, die mehr oder weniger im Verborgenen krumme Dinger drehen und auf der anderen Seite das traditionelle Japan. Die Yakuza wollen im Tebori-Stil tätowiert werden, also von Hand, nicht mit der Maschine. Ihre Tätowierungen sollen eine Bedeutung haben, wichtige Ereignisse beschreiben. Das spanische Kreativteam arbeitete bereits gemeinsam an der Reihe „Ken Games“, was sich an dem offensichtlichen Hand-in-Hand-Arbeiten bemerkbar macht. Alles passt extrem gut zusammen, bei Rückblicken wird ein anderer Zeichenstil verwendet. Kleine Easter-Eggs sind ebenfalls eingestreut. Eine Doppelseite, die den Alltag im Tattoo-Studio beschreibt ist in viele Panels im Porträt-Format unterteilt, die wie Kakemonos (hängende japanische Wandbilder) wirken. Insgesamt macht alles den Eindruck, sehr gut recherchiert zu sein, vor allem die Gebräuche und Traditionen der Yakuza, aber auch die mehr im Shintoismus verankerten Traditionen, auf die in Geschichten und Tätowierungen angespielt wird. Mehr sei an dieser Stelle noch nicht verraten.
Ein hervorragender Auftakt für eine Reihe. Der Leser wird direkt in die laufende Handlung geworfen, die Charaktere werden über die ersten Seiten weniger vorgestellt als das man sie kennenlernt. Optisch und inhaltlich extrem unterhaltsam. Macht definitiv Lust auf mehr, zwei weitere Bände sind bei Cross-Cult bereits angekündigt. Anders als bei anderen Comics werden die verwendeten japanischen Begriffe nicht mit einem Sternchen versehen am Seitenrand kurz erklärt, sondern ausführlicher im Anhang.
TEBORI (Bd.1), Autor: José Manuel Robledo, Künstler: Marcial Toledano, 72 Seiten, Hardcover, 18,00 Euro, Erschienen bei CROSS CULT