Dreizehn Jahre nach Terry Moores monumental Spionage-Seifenoper „Strangers in Paradise“ erscheint nun die von seiner treuen Fangemeinde lang herbeigesehnte Fortsetzung der turbulenten Liebesgeschichte zwischen der gutmütigen Francine und der ausgesprochen wehrhaften Katchoo auch in deutscher Übersetzung. Die erscheint in gewohnt hoher Qualität bei Schreiber und Leser, die zuvor die umfangreiche Reihe bereits in sechs dicken Sammlebänden komplett veröffentlich hatten. Zwangsneurotiker erschaudern beim Blick auf das nun veränderte Format. Während die ersten sechs Bücher in einem leicht verkleinerten Format hergestellt wurden (ähnlich etwa den „BPRB“-Bänden bei Cross Cult), ist der neue Band in der gleichen (Original-)Größe gehalten, wie die restlichen Veröffentlichung des sympathischen Indie-Künstler, darunter Highlights wie die Horror-Saga „Rachel Rising“ oder das dramatisch-herzerwärmende „Motor Girl“.
Was erst wie ein echter Affront gegen die strenge Sammler-Community wirkt, macht aber durchaus Sinn, denn eigentlich handelt es sich bei dem Band nicht so ganz um ein neues „SiP“-Kapitel, sondern um die umfangreiche Vorbereitung auf das gerade in den Staaten laufende Crossover-Event „Five Years“. Ja, richtig gelesen. Trotz der Indie-Natur, trotz der klaren thematischen und ästhetischen Trennung von Moores Titeln sind sie alle miteinander verzahnt und verbunden, im sogenannten „Terryverse“. Ähnlich wie beim Künstlerkollegen Mignola gibt es Charaktere und Ereignisse, die mehrere Serien umspannen und verbinden, auch wenn das zunächst vielleicht nicht so einleuchtend und homogen wirken mag, wie bei den Grusel-Reihen des Hellboy-Schöpfers.
Ein ganz kleines Bisschen gezwungen wirkt die Zusammenkunft der Damen dann auch tatsächlich aufgrund der starken atmosphärischen und inhaltlichen Unterschiede in den einzelnen Reihen und bricht so mit der sonst so extrem stilsicheren Präsentation des Texaners. Da präsentiert sich das Aufeinandertreffen seiner Protagonistinnen doch ein wenig trashig, wenn es sich dabei auch stets sehr sympathisch anfühlt und mit einem klaren Augenzwinkern daherkommt. Sachkundige Fans seiner Heldinnen werden zurecht ihre helle Freude an der kruden Mixtur haben, Neueinsteiger wohl sichtlich verwirrt sein. Die sind aber auch irgendwie doof und selbst Schuld, wenn sie eine Serie mit dem fünfundzwanzigsten Band nach US-Rechnung beginnen.
Kapitel XXV ist Fanservice und eine längst überfällige Gelegenheit für den sonst so bescheidenen Künstler, sich und seine so lebensechten Figuren einmal gebührend zu feiern. Mit einem offenen Ende muss man dabei aber fest rechnen, da das wilde Konstrukt aus Scifi, Mystery, Agententhriller und Romanze erst mit „Five Years“ seinen Abschluss finden wird.
STRANGERS IN PARADISE XXV, Autor & Künstler: Terry Moore, 232 Seiten, broschiertes Softcover, 24,95 Euro, Erschienen bei SCHREIBER UND LESER