In „Kindheit und Jugend“ schreibt Shigeru Mizuki autobiografisch seine Erinnerungen an seine eigene Kindheit und Jugend im Japan des frühen zwanzigsten Jahrhunderts nieder. Geboren 1922 in Osaka erlebt der Junge Shigeru den relativen Wohlstand und eine recht unbekümmerte Kindheit. In dieser trifft er sehr früh auf die Yokai, traditionelle japanische Geister und Dämonen, für die er sich sehr interessiert und denen er – nach eigenen Angaben – mehr als einmal selbst begegnet. Häufig erzählt ihm seine Tante NonNon von den Yokai und welche Funktion sie erfüllen. Er zieht mit seinen beiden Brüdern und einer Kinderbande durch sein Dorf, liefert sich Duelle mit anderen Banden und liest sehr viel. Schule ist jedoch nichts für ihn, seine Eltern schelten ihn einen Tagträumer und Faulpelz. Ähnlich verhält es sich auch bei den späteren Lehren, die er anfängt. Seine Arbeitgeber feuern ihn relativ schnell wieder, weil er unpünktlich und unzuverlässig ist. Dann tritt Japan in den Zweiten Weltkrieg ein und die Situation in Japan ändert sich drastisch. Überall muss gespart werden, nirgends gibt es Geld und schon gar nicht für Shigerus geliebte Süßigkeiten. Der Band endet damit das der Junge Faulpelz in die Armee einberufen wird, da aber auch der Prügelknabe bleibt, da es ihm an Antrieb fehlt, um Karriere zu machen.
Optisch wie inhaltlich liefert Shigeru Mizuki gewohnt hochwertig ab. Seine Figuren wirken eher simple mangaesk und cartoonig, die Hintergründe sind extrem detailliert und wenig von Sprechblasen verdeckt, sodass man sich viel Zeit nehmen kann um alles in den Zeichnungen in sich aufzunehmen. Bei einer Biografie muss man ja befürchten, sehr viel trockenen Text und Daten über sich ergehen zu lassen. Das fängt der berühmte Mangaka jedoch gerade mit dieser Erzählweise des extrem guten Text-zu-Bild-Verhältnis auf. Geht es mal um die reinen Umstände und Entwicklungen Japans, die nichts direkt mit Shigeru zu tun haben, dann wechselt er seinen Zeichenstil zu kontrastreichen realistischen Artworks im Stile von Nachrichten oder historischen Dokumentationen. Geführt wird der Leser durch diese Panels von Nezumi Otoko, dem ein oder anderen vielleicht bekannt aus Mizukis Reihe „Gegege No Kitaro“.
Reprodukt beschenkt uns hier bereits mit dem vierten Manga aus der Feder von Shigeru Mizuki und hoffentlich nicht dem letzten. Auf drei Bände ausgelegt ist seine Biografie, der vorliegende 480 Seiten starke Band beschäftig sich ja lediglich mit Kindheit und Jugend, wie der Titel schon sagt. Ein absolutes Muss für jeden Manga-Fan, fesselt dieser Band doch von der ersten bis zur letzten Seite. Mizukis Zeichen- und Erzählstil schafft es wunderbar den Leser durch die Geschichte zu führen, ohne auch nur einen Augenblick der Langeweile aufkeimen zu lassen.
SHIGERU MIZUKI: Kindheit und Jugend, Autor & Künstler: Shigeru Mizuki, 280 Seiten, broschiertes Softcover, 24,00 Euro, Erschienen bei REPRODUKT