Madison Flynn ist eine junge, zumeist etwas abgedrehte Kunststudentin, die in ihren Bildern immer wieder Kreaturen malt, in deren Augenhöhlen Zähne zu sehen sind. Die Inspiration für diese Eigenart nimmt sie aus ihren immer wiederkehrenden Träumen. Aber auch im wachen Zustand sieht sie dann und wann Wesen mit eben diesen Merkmalen. Eines Tages tauchen dann die zwei Killer Mr. Agony und Mr. Ecstasy bei ihr zu Hause auf, um der jungen Frau den Garaus zu machen.
Mit Titeln wie „Something is killing the Children“ und „Das Haus am See“ hat James Tynion IV bereits bewiesen, das er weiß, wie man ein Horror-Szenario aufbaut und mit Leben füllt. Aber noch nie schien man ihn so weit von der Kette gelassen zu haben, wie für „Albtraumland“. Von beeindruckenden Hexenritualen, über Folterszenen die unter die Haut gehen, bis hin zu äußerst blutigen Morden lässt er sich wirklich komplett aus. Dabei kombiniert er die Dinge aber so geschickt, dass es sich nicht wie ein klischeebeladenes Horror-Fest anfühlt, sondern gekonnt ineinandergreift und somit die zu Grunde liegende Erzählung sinnvoll ergänzt.
Verantwortlich für den Großteil der Bilder ist der argentinische Künstler Lisandro Estherren. Unterstützt wird er dabei immer von vielen unterschiedlichsten Künstlern, die genau dann einspringen und einen alternativen Stil liefern, wenn die Story für einige Seiten ins Traumreich wechselt. Das ist zwar keine neue Idee, funktioniert hier aber besonders gut und unterstreicht die ohnehin intensive Tonalität des Comics.
Mit „Albtraumland“ wandert ein stimmiges Grusel-Spin-Off zu „Sandman“ von Neil Gaiman in unsere Comic-Regale. Interessierte, die bisher „nur“ die Netflix-Serie gesehen haben, bringen bereits genug Wissen mit, um den Comic von vorne bis hinten genießen zu können. Auch wenn gute Träume nach dem Lesen nicht garantiert sind.
SANDMAN – ALBTRAUMLAND: Der Lächelnde Mann (Bd.1), Autor: James Tynion IV, Künstler: Lisandro Estherren, 164 Seiten, Softcover, 19,00 Euro, Erschienen bei PANINI