Mit Frank Miller und Walter Simonson haben sich bereits 1992 zwei ganz Große des Genres einem gewaltigen Crossover angenommen. Was wäre, wenn die künstliche Superintelligenz Skynet erst durch den kybernetischen Polizisten Alex Murphy die nötige Macht und den nötigen Verstand erhalten hätte, den alles vernichtenden, letzten Krieg gegen die Menschheit zu führen?
Flo ist eine der letzten Überlebenden in einer fernen Zukunft. Ein Heer von Maschinen, geleitet durch das außer Kontrolle geratene Programm Skynet unterwirft und vernichtet die Menschheit, um sich den Planeten Untertan zu machen. Flo sieht nur noch einen einzigen, verzweifelten Ausweg. Sie dringt in die Zentrale der Maschinen ein, um mit deren Technik in die Vergangenheit zu reisen. Dort will sie den Polizisten Alex Murphy töten, der einst mit seinem kybernetisierten Verstand die Grundlage für Skynets künstliche Intelligenz bildete.
Nachdem er Opfer eines brutalen Gewaltverbrechens wurde ist Murphys Körper fast völlig zerstört. Wissenschaftler der Polizei retten was von seinem Verstand und seinem Gehirn übrig ist, um im Rahmen eines staatlichen Programms einen neuen, besseren und unbesiegbaren Polizisten zu schaffen – Robocop. Kurz nach seiner Wiedergeburt als stählerner Verteidiger der Bürger von Detroit sieht sich Murphy nun mit einer entschlossenen Wahnsinnigen konfrontiert. Die wehrhafte und bis an die Zähne bewaffnete Frau behauptet, Murphy selbst sei Schuld an der Erschaffung der Terminatoren. Den Maschinenmonstern, die das Ende der Menschheit herbeiführen werden. Nun muss Robocop nicht nur gegen den Verlust seiner Menschheit ankämpfen, sondern auch gegen mächtige Feinde aus der Zukunft, die ihn seinem finsteren Schicksal zuführen wollen…
Bei „Robocop vs Terminator“ geht es nicht nur inhaltlich um Zeitreisen, sondern das Buch zu lesen ist bereits eine Zeitreise für den Leser. In jedem Fall war es das für mich. Walter Simonsons großartige Artworks werfen mich ohne Umwege zurück in die Zeit, in der ich gelernt habe Comics zu lieben. Die knallbunten Farben und der zeichnerische Stil haben mich mehr als einmal an Marvel-Comics der 90er erinnert besonders an X-Factor oder den Spider-Man von Eric Larsen oder Todd McFarlane, die mir persönlich eher ein Begriff waren als der offensichtlich sehr profilierte und in der Einleitung gerühmte Simonson.
Ich bin spät dran mit diesem Klassiker, der so viele Dinge miteinander verbindet die ich wirklich liebe. In der vorliegenden, deutschen Hardcover-Fassung von Cross Cult lese ich „Robocop vs Terminator“ zum ersten Mal. Und ich muss sagen, dass ich sehr angetan und ziemlich überrascht bin. Obwohl der große Frank Miller (Return of the Dark Knight, Ronin, Sin City, 300) für das Script des Science-Fiction-Crossovers verantwortlich ist, habe ich deutlich mehr fröhlichen Trash erwartet. Was für mich auch völlig in Ordnung gewesen wäre.
Was ich stattdessen bekommen habe ist ein einmaliger Cocktail aus kompromissloser Daueraction und pfiffigen, inneren Monologen von Robocop Murphy und Skynet, der Intelligenz hinter dem Heer der Terminatoren. Die oft melancholischen, fast philosophischen Gedankengänge der mechanischen Kontrahenten haben einen sehr großen Anteil an den insgesamt eher spärlichen Texten der unter Dauerbeschuss stehenden 144 Seiten. Das gibt dem (auf 1444 Stück limitiertem) Hardcover einen Schubs in genau die richtige Richtung, um eben nicht nur als plumper, Lizenzcomic aus den Neunzigern zu enden. Stattdessen ergründet Miller das Konzept von Menschlichkeit und Verantwortung in einer irre verschachtelten Zeitreisestory, die zum epochalen Finale hin immer mehr an Fahrt aufnimmt.
Was ich selbst erst seit dem wirklich sehr aufschlussreichen und interessanten Vorwort von Steven Grant weiß, ist das Frank Miller für die Story der Filme Robocop 2 und 3 verantwortlich war. Und dass er nicht unbedingt zufrieden mit deren Umsetzung im Drehbuch und im finalen Film war. Aus diesem Grund haben Grant und Miller gemeinsam diese Scripte als Comic umgesetzt, der ebenfalls bei Cross Cult erschienen, derzeit aber leider vergriffen ist. Sollte ich in den nächsten Wochen doch noch auf irgendeinem Weg ein Exemplar ergattern können, werde ich Euch gern ausführlich informieren. Auf DeinAntiheld.de
Bis dahin sollte jeder Fan von Robocop, Terminator, Frank Miller oder einfach nur richtig guter Comics sich sein Exemplar von „Robocop vs Terminator“ sichern, damit niemand später danach suchen muss, wie ich nun „Frank Miller’s Robocop“. Denn 19,80€ für ein limitiertes und so schön verarbeitetes Hardcover sind ein echter Schnapper, wie ich finde.
- Autor – Frank Miller
- Zeichner – Walter Simonson
- Limitiert auf 1.444 Exemplare
- Erschienen am 13.07.2015
- Format – 16x24cm, Hardcover, 4farbig
- 144 Seiten
- Preis – 19,80 €
- Genre – Science-Fiction
- ISBN 978-3-86425-812-1
Rezensionsmuster – Limitiertes Hardcover, zur Verfügung gestellt von Cross Cult – Herzlichen Dank!