Predator 1 – Tag des Jägers

Während sie mit ihren Eltern auf einer wissenschaftlichen Expedition einen unbekannten Planeten besuchte, wurden die kleine Theta, ihre Familie und der Rest der Crew von einem wilden Außerirdischen angegriffen, der bis an die Zähne bewaffnet war. Außerdem verfügte er über unglaubliche Tarnfähigkeiten, die ihn praktisch unsichtbar werden ließen. Theta gelang als einziger die Flucht und dank der KI Sandy konnte sie alleine in dem Forschungsschiff überleben. Heute jagt sie die seltsamen Außerirdischen auf der Suche nach dem einen, der ihre Familie tötete.

Dabei bedient sie sich erbeuteter Alien-Technologie, um das Kräfteverhältnis so gut es geht in ihre Richtung zu verschieben. Denn nicht nur körperlich sind ihr die fremdartigen Wesen mit ihren über 2 Metern Körpergröße und dicken Muskelpaketen überlegen, auch ihre Bewaffnung und Tarnung macht es extrem schwer ihnen zu entkommen, geschweige denn sie zu töten. Wer sich schon länger im Predator-Universum herumtreibt, mag sich an „Machiko Noguchi“ erinnert fühlen, die Protagonistin der in den Neunzigern bei „Dark Horse Comics“ erschienenen „Alien vs Predator“-Reihen. Machiko wird zufällig in den Kampf zwischen beiden Spezies hineingezogen und überlebt nicht nur, sondern schließt sich den Jägern als eine der Ihren an. In diesem Zug bekommt sie ihre eigene Rüstung und Bewaffnung. So wie Theta ebenfalls ihre eigene Rüstung aus erbeuteten Teilen herstellt. Der Begriff „Plagiat“ wäre an dieser Stelle allerdings weit hergeholt, die Stories könnten unterschiedlicher nicht sein. Es handelt sich mehr um eine Anspielung oder ein kleines Easter-Egg. Ein weiteres kleines Augenzwinkern besteht darin, dass der gesuchte Predator einen abgebrochenen Fangzahn hat, genau wie Machikos Verbündeter in „Aliens vs Predator“.

Autor Kev Walker erschafft eine ganz eigene Geschichte im durch „Dark Horse Comics“, bereits ziemlich gut gefüllten Predator-Universum, eine Verbindung von „Coming of Age“ und „Spiel mir das Lied vom Tod“. Personen gibt es eher wenige, Theta ist weitestgehend allein, daher liegt der Fokus größtenteils auf ihrer Charakterentwicklung. Das gelingt ziemlich gut, die junge Heldin wird von der KI des Schiffscomputers großgezogen und bringt sich alles, was sie wissen muss, selbst bei. Der Kniff mit der KI ist wirklich gelungen. So hat Theta jemanden, mit dem sie sich austauschen kann und Hintergrundinformationen wie zum Beispiel welcher Firma das Forschungsschiff eigentlich gehört müssen nicht per Erzähler oder Selbstgespräch an den Leser übermittelt werden. Für Action ist natürlich auch zur Genüge gesorgt, schließlich jagen sich die jugendliche Rächerin und die gefürchteten Trophäensammler gegenseitig durch die halbe Galaxis. An dieser Stelle kommt Zeichner Kev Walker ins Spiel, dem es gelingt, die Protagonistin durch eine Reihe verschiedenster Planeten zu führen. Vom Eisplaneten bis zur Dschungelwelt ist alles dabei. Ein Wort noch zur Übersetzung, die ich meist außen vor lasse: Alles wie immer auf dem hohen PANINI-Standard, aber die Fangzähne des Predators (im englischen Original „Mandibles“) mit „Unterkieferknochen“ zu übersetzen tut fast physisch weh.

Insgesamt ein sehr gelungener Reboot der Predator-Comics, stilistisch etwas anders, als man es von „Dark Horse Comics“ gewohnt ist. Die Story weiß zu überzeugen, Thetas Reise ist in diesem Band vorerst abgeschlossen. Beim Originalverlag „Marvel“ wird die Serie allerdings schon fortgesetzt. Wir können uns also auf mindestens einen weiteren Sammelband freuen.


Predator 1: Tag des Jägers Autor: Ed Briesson. Künstler: Kev Walker, Frank D‘Armata, Leinil Francis Yu, Sunny Gho. Übersetzung: Alexander Rösch. 164 Seiten Softcover. 19,00 EURO erschienen bei PANINI