Die Johnsons sind eine amerikanische Familie bestehend aus Tagedieben, Schlitzohren und unangenehmem Gesindel. Sie leben nach der Devise: „Es gibt nur zwei Arten von Menschen. Die einen sind Johnsons, die anderen sind Scheiße“. Einer von ihnen ist Story Johnson. Der erfolgreiche Schriftsteller kehrt, nachdem er 25 Jahre verschollen war, aus dem Vietnamkrieg nach Amerika zurück und möchte seine Cousins besuchen, um die verlorene Zeit nachzuholen. Er ahnt jedoch nicht, dass diese nicht sonderlich gut auf ihn zu sprechen sind. Seine Romane basierten in der Vergangenheit immer auf den Untaten seiner Verwandten und brachten dem ein oder anderen einen Aufenthalt im Kittchen ein…
Comic-Kenner werden Autor Jamie Delano bereits für seine Arbeit bei DC kennen. Dort durfte er die ersten Comics der „Hellblazer“-Reihe verfassen und tobte sich unter anderem auch am „Animal Man“ oder „Batman/Manbat“ aus. Beim Lesen der Inhaltsangabe kommt schnell der Verdacht auf, dass es sich bei „Outlaw Nation“ um eine Geschichte im Geiste klassischer „Road-Movies“ handelt. Das ist auch nicht ganz falsch, der Brite würzt das Ganze aber mit einer komplexen Familiengeschichte. Es braucht schon einiges an Zeit und Aufmerksamkeit um diese komplett zu durchblicken und die Verhältnisse zu verinnerlichen. Wenn dies allerdings gelungen ist, wird man mit einer fesselnden, gut durchdachten Handlung belohnt.
Die schwarz-weiß Zeichnungen von Goran Sudzuka könnten passender nicht sein. Mit spitzem Stift und exakter Linienführung zaubert der kroatische Künstler detaillierte Bilder und lässt die amerikanischen Straßen zum Leben erwachen. Bei dem großen Detailreichtum ist es kaum möglich, alle Aspekte eines Bildes auf den ersten Blick zu erfassen und so verliert man sich leicht beim Bestaunen der kleinen Kunstwerke.
Die Atmosphäre der amerikanischen Underground-Kultur wird durch die gelungene Übersetzung extrem gut unterstützt. Jens R. Nielsen hat bei der Übertragung ins Deutsche penibel darauf geachtet, dass die Figuren ihren Slang beibehalten. Das verleiht den Dialogen besonders viel Authentizität. Wer mit den verwendeten Slang-Begriffen nichts anfangen kann, findet auf den meisten Seiten eine dazugehörige Fußnote oder kann hinten im Glossar des Buches nachschlagen.
Der Einstieg in dieses absolut verrückte Abenteuer fällt schwer. Viele Namen und Beziehungen werden auf den ersten Seiten beleuchtet, um später wieder aufgenommen zu werden. Das verlangt dem Leser einige Konzentration ab und auch in der fortlaufenden Erzählung ist es nicht möglich, dieses Werk bloß nebenbei zu genießen. Wer aber auf schrille, abgefahrene Action mit seltsamen Twists steht, sollte sich unter allen Umständen auf diese Reise einlassen.
OUTLAW NATION (Bd. 1): Das Ende, Autor: Jamie Delano, Künstler: Goran Sudzuka, 180 Seiten, Softcover, 17,00 Euro, Erschienen im DANTES VERLAG