Gangster Lou Pirlo ist eigentlich in New Orleans, um für seinen Boss eine neue Quelle für Schnaps aufzutun. Schließlich kommt man während der Prohibition der 1920er nur schwer an das gute Zeug ran. Aber es ist nicht alles wie es scheint und unseren charmanten Protagonisten trifft der Fluch des Werwolfs. Diesen wieder los zu werden ist gar nicht so einfach, also sucht der einfallsreiche Trickbetrüger Hilfe bei zwei Santeria-Hexen, die sich aber mehr als gut für ihre Dienste bezahlen lassen. Das Geld muss natürlich irgendwo her kommen und so verfällt Lou in alte Strukturen, betrügt beim Kartenspiel und beginnt auch wieder zu trinken, was sein Urteilsvermögen trübt. Kommt der findige Zocker aus dieser Misere wieder raus?
Was Autor Brian Azzarello und Zeichner Eduardo Risso hier mit dem dritten Band der Moonshine-Serie, „Rue Le Jour“, abliefern, kann man gut und gerne als bisherigen Höhepunkt der Reihe bezeichnen. Die Handlung zusammenzufassen fällt wirklich schwer, da einfach extrem viel gleichzeitig passiert, und mehrere Handlungsstränge zusammengeführt werden. Das passiert allerdings, ohne dass die Story gehetzt oder unübersichtlich erscheint. Im Gegenteil: Der Band lässt sich schwerlich aus der Hand legen, so tief ist man als Leser in die Geschichte vertieft und will wissen, wie es weitergeht. Die beiden sehr unterschiedlichen Welten, die hier wieder aufeinander treffen, passen so erstaunlich gut zusammen, dass sich die Frage stellt, warum noch niemand vorher auf die Idee kam. Einerseits die verruchte Gangsterwelt, in der Lou nun wieder seine ganz grundsätzlichen Fähigkeiten, Geld durch Betrug und Falschspiel zu ergaunern, unter Beweis stellen muss. Andererseits die Santeria-Schwestern und der passende Voodoo-Priester. Dazu noch Zombies und Werwölfe. An sich kann ein derartiger Multi-Genre-Mix gar nicht funktionieren, tut er aber hervorragend. Handlung und Zeichnungen sind on point, es wird weder zu wenig, noch zu viel Blut gezeigt, die flächig kolorierten Panels erinnern trotz der Farbe an den Noir-Look von Sin City, was ebenfalls stark durch Gangster-Geschichten geprägt ist.
Natürlich steht dieser dritte Band nicht für sich allein, sondern setzt die beiden ersten Bände voraus, aber der Leser bekommt hier absolut, was er erwartet. Starke Dynamik und extrem kinotaugliche Kompositionen mit einem ungeheuren Finale, das auch gut und gerne das Ende der Serie darstellen könnte. Der Ursprungsverlag „Image Comics“ hat aber noch ein paar Hefte in petto. Man darf sich also auf einen möglichen vierten Band bei CrossCult freuen.
MOONSHINE: Rue le Jour (Bd.3), Autor: Brian Azzarello, Künstler: Eduardo Risso, 144 Seiten, Hardcover, 22,00 Euro, Erschienen bei CROSS CULT