Band 69 – Doktor Aphra: Der Auftrag
Doktor Aphra hat die Aufmerksamkeit der ebenso reichen wie mächtigen Domina Tagge auf sich gezogen, die nun die gerissene Archäologin nun um jeden Preis in die Finger kriegen will. Sie setzt ein unverschämt hohes Kopfgeld auf Aphra aus und hetzt ihr dadurch sämtliche Kopfgeldjäger der Galaxis auf den Hals. Band 66 der Comic-Kollektion (Doktor Aphra: Glück und Schicksal) stellte ja gewissermaßen einen Soft-Reboot der Reihe dar. In der ersten Inkarnation arbeitete die unmoralische Archäologin mit Vader und dem Imperium zusammen, jetzt konzentriert sie sich aber wieder auf das, was sie am besten kann: Seltene Gegenstände finden und sie – statt an ein Museum – an den Meistbietenden zu verkaufen. Dabei hat sie sich die Wut der immens reichen Tagge-Familie zugezogen und muss im vorliegenden Band vor einem Kopfgeldjäger nach dem anderen flüchten. Allerdings wäre Aphra nicht Aphra, hätte sie nicht den einen oder anderen Joker im Ärmel. Zwar fehlen mit den beiden Killerdroiden Triple-Zero und BT-1 zwei gute Gelegenheiten , um eine Menge in die Luft zu jagen, Autorin Alyssa Wong macht das aber mit einer actiongeladenen Verfolgungsjagd durch die bekannte Galaxis wieder wett. Optisch halten die verschiedenen Zeichner und Koloristen den de-fakto-Standard, den man bei Marvels Star Wars gewohnt ist. Wie bereits erwähnt experimentiert Marvel in den Nebenreihen gerne mal mit Künstlern, die noch nicht unbedingt zur Weltspitze gehören.
Doktor Aphra: Der Auftrag, Autorin: Alyssa Wong Künstler: Victor Olazaba, Rachelle Rosenberg, Ray-Anthony Height, Robert Gill, Minkyu Jung Übersetzung: Justin Aardvark 112 Seiten Hardcover 16,99 EURO, Erschienen bei PANINI
Band 70 – Rettet Han Solo
Die Rebellen um Luke Skywalker und Leia Organa sind weiter auf der Flucht vor dem Imperium und auf der Suche nach dem in Karbonit eingefrorenen Han Solo, der sich im Besitz des Kopfgeldjägers Boba Fett befindet. Besonders Chewbacca will seinen alten Freund um jeden Preis retten. Nun erhält der Wookiee neue Informationen zu dessen Aufenthaltsort, die Chewie gemeinsam mit Luke auf den gesetzlosen Schmugglermond Nar Shaddaa führen. Dieser ist uns bereits aus Band 5 „Showdown auf dem Schmugglermond“ bekannt und scheint Tatooine als die erste Anlaufstelle für Schurken aller Art abzulösen. Man könnte diese Strategie als etwas plump bezeichnen, die Tatsache, dass der vorliegende Band ein „Füller“ zwischen dem fünften und sechsten Kinofilm ist rückt das Ganze aber in ein etwas anderes Licht. Wie schon früher erwähnt bleibt im Star-Wars-Universum ja absichtlich ein wenig Platz zwischen den großen Kinoreleases um die „fehlende“ Story mit Romanen, Comics und Videospielen zu füllen. An dieser Stelle ein wenig Variation in die „unendliche“ Galaxis zu bringen scheint mir da erlaubt. Außerdem widmet sich der Band nicht ausschließlich der Suche nach dem charmanten Schmuggler, sondern führt auch aus, wie die zerschlagene Rebellengruppe sich nach dem katastrophalen Ende des fünften Films wieder aufrappelt. Nebenbei gelingt es Charles Soule auch noch den Neuzugang aus „Das Imperium schlägt zurück“, Lando Calrissian ein wenig besser in die Rebellen zu integrieren. Fünf von fünf Punkten gehen also an das Storytelling. Künstlerisch darf sich hier diesmal Ramon Rosanas austoben, der bei Marvel sonst auch gerne für „Captain Marvel“, „Wolverine“ oder „Ant-Man“ zuständig ist. Wie zu erwarten sehen die Szenen klasse aus, die Illustrationen sind detailreich und die Kamerawinkel kreativ.
Rettet Han Solo, Autor: Charles Soule Künstler: Rachelle Rosenberg, Ramon Rosanas Übersetzung: Matthias Wieland 128 Seiten Hardcover 16,99 EURO, Erschienen bei PANINI
Band 71 – Age of Resistance: Helden
Erbittert kämpfen die Helden des Widerstands gegen die immer größer werdende Bedrohung durch die Erste Ordnung. So begibt sich Ausnahmeflieger Poe Dameron auf die Suche nach einem vermissten Droiden und stößt dabei auf einen Piloten, der noch besser ist, als er selbst. Red versucht derweil gemeinsam mit Chewbacca und R2-D2, Luke Skywalker ausfindig zu machen. Und auch weitere Helden wie Finn, BB-8 und Rose Tico tragen ihren Teil zum Widerstand bei. Wie in früheren Bänden der Kollektion liegt hier wieder ein Anthologieband mit mehreren Kurzgeschichten vor, die alle während einer bestimmten Ära spielen. „Age of Rebellion“ zum Beispiel kennen wir aus Band 62. Hier kündigt der Titel die Epoche während der Sequel-Trilogie an, behandelt also Charaktere, die der Leser aus den Filmen sieben bis neun kennt. Das hilft, um deren Motivation ein wenig besser einzuordnen und erzählt uns einfach ein bisschen mehr, wo die Helden herkommen und was sie antreibt. Schließlich ist es schwierig, in einem einzigen Kinofilm drei oder mehr neue Hauptcharaktere detailliert vorzustellen, wenn man, um den Bogen zur ursprünglichen Trilogie schlagen zu können, auch die alteingesessenen Helden mit an Bord hat. Diesen Job übernehmen hier Tom Taylor, G. Wilson Wilson und Chris Eliopoulos, alles wahrlich keine Unbekannten für den geübten Star-Wars-Leser. Auch künstlerisch lassen die Rückblicke und ungewohnten Szenarien Platz, um ein wenig von dem üblichen Design abzuweichen, ohne dass man hier von einem Qualitätsgefälle sprechen kann. Ein sehr gelungener Band, den man schön so weglesen kann.
Age of Resistance: Helden, Autoren: Tom Taylor, G. Wilson Wilson, Chris Eliopoulos Künstler: Guru-eFX, Nick Filardi, Chris O‘Halloran, Ramon Rosanas, Elsa Charretier, Javier Pina, Matteo Buffagni Übersetzung: Michael Nagula 112 Seiten Hardcover 16,99 EURO, Erschienen bei PANINI
Band 72 – Der Aufstieg des Kylo Ren
Bevor er sich als Kylo Ren an die Spitze der Ersten Ordnung setzt, war Ben Solo ein Schüler des legendären Jedi Luke Skywalker. Dieser Band liefert nun weitere Einblicke, wie sich der junge Ben trotz Lukes Führung der dunklen Seite zuwenden konnte und sich den grausamen Rittern von Ren anschloss. Auf die Gefahr hin, dass ich mich wie ein kaputter Plattenspieler anhöre, möchte ich noch einmal erwähnen, dass es seit Anbeginn zur Marketing-Strategie von Star Wars gehörte ein paar Details in den Filmen zu verheimlichen um gezielt zu bestimmten Ereignissen oder Charakteren Romane, Comics oder Spiele veröffentlichen zu können, die diese Lücken füllen. Diese Strategie geht manchmal auf, manchmal nicht. Im Falle von Kylo Ren, DEM Bösewicht in der neuen Trilogie gelingt es Charles Soule hervorragend eine Geschichte zwischen den sechsten und siebten Film zu platzieren, die Bens Weg zu einem der größten Krieger der dunklen Seite phantastisch lebendig werden lässt. Getreu dem Motto „Ein Held ist immer nur so gut wie sein Bösewicht“ bekommt der Leser mit dieser Miniserie (im Original bei Marvel vier Hefte) nicht nur Ben Solos Verwandlung in Kylo Ren geliefert, sondern auch deutlich mehr Einblick in das Wirken von Luke Skywalker nach der Schlacht um den zweiten Todesstern (in „Star Wars Episode XI – Die Rückkehr der Jedi-Ritter“). Um Ben böse erscheinen zu lassen musste Charles Soule einige neue Jedi-Schüler erfinden und auf den wenigen Seiten dermaßen mit Leben und Sympathie füllen, dass der Leser ihren Kampf gegen Ben Solo auch wirklich als bedrohlich empfindet. Will Sliney (bekannt für „X-Force“, „Spider-Man“ und „Daredevil“) setzt dieses Szenario gelungen um und liefert dem Leser von idyllischem Jedi-Tempel bis hin zur durch Kriege verwüsteten Postapokalypse einfach alles, was man auf dem Weg von der hellen zur dunklen Seite der Macht erwartet. Nicht umsonst bekommt Kylo Ren seine eigene Mini-Serie und nicht ein Einzelheft, wie die Helden in Band 71.
Der Aufstieg des Kylo Ren, Autoren: Charles Soule Künstler: Guru-eFX, Will Sliney Übersetzung: Michael Nagula 96 Seiten Hardcover 16,99 EURO, Erschienen bei PANINI