LUGOSI

  • Beitrags-Autor:

Lugosi ist die tragische Lebensgeschichte eines bekannten Horrorfilmdarsteller des frühen 20ten Jahrhunderts. Seine Interpretation des Grafen Dracula hat über Dekaden hinweg die Popkultur beeinflusst und den gebürtigen Ungarn damit wahrlich unsterblich werden lassen. Diese Biografie konzentriert sich vornehmlich auf Béla Lugosis Privatleben, das natürlich von seiner Theater- und Filmkarriere beeinflusst ist. Die Schauspielerei interessierte ihn schon als kleinen Jungen.  Er verließ seine Familie um zum Theater zu gehen, musste Ungarn aber nach dem Sturz der ungarischen Sowjetrepublik verlassen und schaffte es schließlich in Hollywood Fuß zu fassen. Er war ehrgeizig und tauchte tief in seine Rollen hinein. Allerdings war er ein schlechter Geschäftsmann und stets deutlich unterbezahlt, daraus resultierend oft pleite. Diese Tiefen waren stets schlecht für seine Ehen, was meist recht schnell zu Scheidungen und mehr Seelenschmerz führte. Diesen versuchte der Dracula-Darsteller mit Wein und Drogen zu bekämpfen, mit leider mäßigem Erfolg.

Koren Shadmi zeigt uns den einst großen Schauspieler von seinen besten und seinen schlechtesten Seiten. Lugosi war immer irgendwo zwischen himmelhochjauchzend und „zu tode betrübt“. Seine Darstellung Draculas ist einem Großteil der Leser wahrscheinlich kaum direkt bekannt, 1931 ist schließlich schon ziemlich lange her und Filme aus dieser Zeit haben noch sehr viel Ähnlichkeit mit Theaterstücken. Kulissen waren vorherrschend und natürlich weit weniger beeindruckend als echte Drehorte. Von Effekten kann ebenso kaum die Rede sein. Deutlich mehr in den Vordergrund tritt damit selbstverständlich die eigentliche schauspielerische Leistung, die bei Lugosi gewaltig war. Der Eindruck, den sein Dracula hinterließ, beeinflusste später praktisch alle Vampir-Interpretationen. Der bekannte Graf Zahl aus der Sesamstraße ist eindeutig nach seinem Bild geformt, wie auch der Graf Dracula im animierten „Hotel Transsilvanien“. Glatt nach hinten geölte Haare, Anzug und Umhang sind absolut ikonisch. Der Autor führt uns durch einige weitere Highlights in Lugosis Karriere, aber außer „Plan 9 Form Outer Space“ oder „White Zombie“ hat leider wenig Kultstatus erreicht. Letzterer ist übrigens namensgebend für die frühere Band des Rock-Musikers Rob Zombie. Der Zeichenstil ist nicht übermäßig detailliert, eine sehr schöne optische Analogie zu Lugosis Werken in Schwarz–Weiß. Die Herangehensweise verschiedene Epochen in unterschiedlichen Abstufungen von Schwarz-Weiß beziehungsweise Sepia darzustellen macht es dem Leser aber sehr einfach einzuschätzen, ob es sich gerade um den Auf- oder Abstieg von Bélas Karriere handelt. Wichtige Ereignisse sind durch detaillierte Splash-Pages akzentuiert und die gelegentlichen Ausschnitte aus Lugosis Filmen sind Panel für Panel übernommen. Praktisch umgekehrt zu Frank Millers „300“ wo der Film eins zu eins die Comicpanel abbildet.

Von Anfang bis Ende führt uns der Autor geschickt durch Bélas Geschichte, indem er als Beginn der Rahmenhandlung Lugosis Selbsteinlieferung ins Krankenhaus wählt, von wo aus er sich in Form von Rückblicken chronologisch an die großen Stationen seines Lebens erinnert. Das bringt den Leser schnell in Kontakt mit dem gealterten Schauspieler, er fühlt sich sofort an wie ein alter Bekannter, der Geschichten aus seiner Jungend erzählt. Dabei wird nichts ausgelassen oder beschönigt.

Die Biografie von Béla Lugosi ist sicherlich nichts für jeden. Fans wirklich alter Horrorfilme oder generell Freunde von Biografien kommen hier voll und ganz auf ihre Kosten, aber es muss schon ein gewisses Interesse an dem ungarischen Schauspieler bestehen, um hier gut unterhalten zu werden. Auch wenn der vollständige Titel „Lugosi – Aufstieg und Fall von Hollywoods Dracula!“ heißt und Béla das phantastische Cover in seinem Vampiroutfit schmückt, darf man nicht vergessen, dass „Dracula“ nur einen kurzen Ausschnitt seiner Filmografie darstellt. Für Horrorfans sicherlich gut investierte 25€.


LUGOSI, Autor & Künstler: Koren Shadmi, 160 Seiten, Hardcover, 25,00 Euro, Erschienen bei PANINI