LOW: Letzte Glut (Bd. 5)

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Nach all dem Schmerz den Stel und ihre Familie erleiden mussten, droht ihnen und dem kümmerlichen Rest der Menschheit, der sich in Glaskuppeln auf dem Grund des Meeres vor der immer tödlicheren, immer näher rückenden Sonne verkriecht die endgültige Auslöschung durch einen noch bösartigeren und erbarmungsloseren Feind als die Natur selbst. Selbst in ihrer neuen Situation in Gefangenschaft lässt die unbeirrbare Optimistin sich nicht von der Überzeugung abbringen, dass selbst wenn das Ende der Welt nun gekommen sein sollte, eine neue, bewohnbare Welt irgendwo da draußen auf die Menschheit wartet. Die Menschheit muss einfach nur dorthin gelangen…

Stolze fünf Jahre nach der deutschen Veröffentlichung des ersten Bandes endet eines der beeindruckendsten, vielschichtigsten und berauschendsten Comic-Abenteuer, die es je gab. Und trotz allem findet der Geniestreich aus der Feder von Rick Remender nicht annähernd die verdiente Aufmerksamkeit. Dabei besticht „LOW“ mit der gleichen Rezeptur wie „Seven to Eternity“ oder „Deadly Class“, verfolgt sie sogar noch viel konsequenter und kompromissloser als eben jene beiden. Die Story liefert fulminante, Blockbuster-kompatible Materialschlachten, riesige U-Boote, sichtlich von japanischen Manga-Klassiker wie „Neon Genesis Evanglion“ inspirierte Mech-Kloppereien und viele andere Zutaten, die einfach nur Spaß machen wollen.

Aber wie seine Geschwister im Geiste ist „LOW“ kein stumpfes Action-Feuerwerk. Es zeichnet extrem komplexe Geflechte von Charakterbeziehungen, stellt philosophische Fragen und beleuchtet permanent psychische Belastungen und entsprechende Bewältigungsstrategien. Diese Ansätze finden sich in vielen von Remenders Eigenentwicklungen, aber in keiner überschatten diese Aspekte die deftige Action so entschlossen, wie in seinem endzeitlichem Tiefseedrama.

Greg Tocchini meistert mit Bravour die anspruchsvolle Aufgabe, den gewagten Cocktail mit Bildern auszudrücken, die diesen extremen Wiedersprüchen gerecht werden. Seine leuchtenden, rauschhaften und extrem verspielten Malereien haben im Laufe der Serie zwar etwas an Konturen und so klarer sichtbarer Definition dazu gewonnen, aber kein Bisschen von ihrer Pracht eingebüßt.

LOW“ ist ein sträflich unterschätztes „Must-Read“. Intelligente, gefühlvolle und komplexe Science-Fiction die in ihrer opulenten Darstellung und eindringlichen Erzählweise so einzigartig wie brillant ist.


Leseprobe


LOW: Letzte Glut (Bd.5), Autor: Rick Remender, Künstler: Greg Tocchini, 200 Seiten, Hardcover, 29,80 Euro, Erschienen im SPLITTER VERLAG