Eigentlich war die Begegnung zwischen Nobunaga, einem der größten Kriegsherren Japans, und Yasuke, dem Sklaven, sehr unwahrscheinlich. Doch der Daimyo kauft Yasuke von seinem aktuellen Herrn, einem Jesuitenpriester, weil er auf Unterhaltung hofft. Der Afrikaner ist deutlich höher gewachsen als seine Landsleute und erheblich muskulöser. Umso interessanter ist es, ihn gegen ausgebildete Samurai oder berühmte Sumoringer antreten zu lassen. Aber irgendetwas hat dieses neue Spielzeug, der Mann, den das Volk nur „Herr Schwarz“ (japanisch Kurusan) nennt, das Nobunaga ihn erst zu seinem Leibwächter und im weiteren Verlauf zu seinem Vertrauten macht.
Autor Thierry Gloris hat fast sein ganzes Erwachsenendasein Bücher geschrieben. Comicautor wurde er erst relativ spät, mit 42. Dem ein oder anderen mag er aus Graphic Novels wie „Kleopatra“, „Wild West“ oder „Pik As“ (erschienen im Splitter-Verlag) bekannt sein. Der vorliegende Band „Kurusan – Der schwarze Samurai“ ist eine von realen Geschichten inspirierte, von ihm gut recherchierte Biografie des Sklaven, der am Hofe des ersten japanischen Reicheinigers Karriere macht. Thierry beschreibt zügig, aber nicht zu kurz, das Eintreffen des Protagonisten im Reich der aufgehenden Sonne, wie er Nobunagas Aufmerksamkeit erregt und wie dieser entscheidet, den vermeintlichen „Wilden“ besser auszubilden. Hierbei streut der Szenarist immer wieder japanische Worte wie Daimyo (Kriegsfürst) oder „Arigatou Gozaimasu“ (Vielen Dank) ein, um die Sprachbarrieren zu verdeutlichen. Gut recherchiert sind ebenfalls viele, aus der Kampfkunst bekannte Fachbegriffe, wie etwa die verschiedenen Kampfstellungen, die Yasuke erlernen muss, die sogenannten Kamae. Optisch macht Kurusan ebenfalls einiges her. Äußerst detailverliebt zeigt sich Emiliano Zarcone nicht nur in den aufwändigen Trainingseinheiten, die den Weg zum Samurai bilden, sondern auch in epischen Doppelseiten, die Nobunagas größte Schlachten zeigen.
Eine etwas ungewöhnliche aber extrem unterhaltsame Geschichte im feudalen Japan, die zeigt, das selbst ein Außenstehender mit genügend Ambition Großes erreichen kann. Gewisse Parallelen zum Hollywood-Blockbuster „Last Samurai“ mit Tom Cruise, in dem ein amerikanischer Kawallerist sich den Respekt der Samurai erkämpft, lassen sich nicht leugnen. Aber das betrifft eher das grobe Setting. Sowohl für Freunde der japanischen Samurai-Geschichten als auch für nur am Rande Interessierte eine sehr schön runde Geschichte für kleines Geld. Band 2 ist bereits angekündigt.
KURUSAN – DER SCHWARZE SAMURAI: Yasuke (Bd.1), Autor: Thierry Gloris Künstler: Emiliano Zarcone, 156 Seiten, Hardcover, 16 Euro, Erschienen im SPLITTER VERLAG