INFIDEL

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Aisha ist ein durchweg positiver Mensch. Die junge Muslima stört sich nicht groß an dem Misstrauen und den schrägen Blicken der Nachbarn in diesem Haus, in das sie mit ihrem Freund Tom und dessen Tochter Kris gezogen ist. Hier möchten die Patchwork-Familie gemeinsam mit Toms Mutter neu starten. Und das obwohl auch sie immer wieder durchscheinen lässt, wie sehr ihr Aishas Religion missfällt und sogar aktiv versucht die kleine Kris in diese Richtung zu beeinflussen. Doch je länger Aisha sich in diesem seltsamen Haus aufhält, umso mehr wird sie von schrecklichen Alpträumen geplagt, die immer realer zu werden scheinen. Irgendetwas an diesem Ort scheint sich vom Fremdenhass der Menschen zu ernähren und kommt nun mehr und mehr zu Kräften…

Infidel“ ist ein echter Glücksgriff. Reale, vielschichtige und greifbare Charaktere findet man im völlig von Stereotypen durchseuchtem Horror-Genre wahrlich nicht oft, dabei stehen sie ihm doch ausgesprochen gut zu Gesicht. Die wirklich tiefen, authentischen Gespräche, die Aishas Freundeskreis über externen aber auch internen Rassismus führt, geben dem Buch Tiefe und Bedeutung, obwohl es im Kern eigentlich eine wirklich toll präsentierte, klassische Gruselgeschichte ist. Mehr als einmal lässt das in Titeln wie „Swamp Thing“ oder „Hellblazer“ erprobte Kreativ-Team seinen Lesern wirklich die Haare zu Berge stehen und erschafft regelrechte „Jumpscares“, die in dieser Form durch plötzliche, laute Geräusche sonst nur Filme oder vielleicht noch Hörspiele stimmig nutzen können.

Dabei sind es vor allem Joe Campbells großartig inszenierte, visuelle Stilbrüche, der Wechsel zwischen trostlos kolorierter und schroff reduzierter Realwelt und seinen bunten, Corben-esquen Albtraumwesen, die nicht nur tolle Sachen mit Leserköpfen machen, sondern das Medium Comic auch sinnvoll und aktiv nutzen. So kaschiert er prima den starken Eindruck, dass das Script von „Infidel“ wohl ursprünglich für den Bildschirm entstanden sein wird und im Comic nun – wie so häufig – eine günstiger realisierbare Verwertung fand. Offenbar inspiriert vom verdienten Erfolg des herrlich eigenständigen Bandes soll der Rassismus-Horror nun doch noch seinen späten Weg in filmische Gefilde finden. Das ist klasse, wird sich aber auch immer an dieser extrem starken Vorlage messen lassen müssen.


Leseprobe


INFIDEL, Autor: Pornsak Pichetshote, Künstler: Aaron Campbell, 168 Seiten, Hardcover, 24,00 Euro, Erschienen im SPLITTER VERLAG