Im Auftrag von Hera soll Herkules rätselhafte Morde an dekorierten Generälen aufklären. Was zunächst wie eine simple Nacherzählung der „Arbeiten des Herakles“ aus der griechischen Mythologie klingt, hat in Morvans Comic-Version aber einen entscheidenden Twist: Herkules ist hier ein MerK, ein interplanetarer Kopfgeldjäger, während seine göttliche Stiefmutter eine Axiomatikos ist, Angehörige einer hochentwickelten und -technisierten Alien-Spezies.
Fast vier Jahre hat es gedauert, bis die Trilogie um die sehr freie Neuinterpration des griechischen Halbgottes abgeschlossen wurde. Bei einem genauen Blick auf die extrem detaillierten Zeichnungen steht dabei außer Frage, warum „Herkules“ ein zeitintensives Comic-Projekt war. Vom unverwüstlichen Heavy-Metal-Hightechstil einmal abgesehen hat der Sohn des Zeus aber auf der Zielgeraden ein paar Federn lassen müssen.
Was man der hübschen Hochglanz-Kirmes bis hierher immer gern verziehen hat, ist dass Plot und Dialoge eher zweckmäßig als herausragend ausfielen. Etwas mehr Epos und Theatralik hätte man einem Helden, der immerhin auf einer Figur aus der griechischen Mythologie basiert aber schon gewünscht. So bedient „Die Verteidigung von Erimanthe“ vor allem archaische Geschlechterklischees und sorgt für jede Menge ausgesprochen hübsch inszenierten Weltraumblechschaden. Das muss man nicht mögen, kann man aber durchaus. Auf dem gleichen, anspruchslosem Bierlaune-Level, wie den Großteil aller Filme mit Vin Diesel.
Mit der bombastischen Optik von Künstler Looky und der komplexen, historischen Vorlage muss sich Morvan aber auch ganz klar den Vorwurf gefallen lassen, dass sein Herkules hätte viel, viel mehr sein können, als ein hübscher Nachruf auf die Glanzzeiten des „Métal Hurlant“-Magazins.
HERKULES (Bd.3) – Die Verteidigung von Erimanthe
Autor: Jean-David Morvan
Künstler: Looky Olivier Thill
48 Seiten
Hardcover
14,80 Euro
Erschienen bei SPLITTER