Hellboy ist nicht nur ein origineller und atmosphärischer Indie-Comic, Hellboy ist ein Phänomen. Der knurrige Teufelskerl und Ermittler in übernatürlichen Fällen hat zahlreiche Ablegerserien hervorgebracht. Momentan werden seine Abenteuer zum dritten mal verfilmt, nachdem „Shape of Water“-Regisseur Guillermo del Torro bereits zwei mal dem „Sons of Anarchy“-Star Ron Perlman rote Plastikhörner verpasste. Der neue Film-Hellboy ist jedoch ein Reboot, eine frische Interpretation, die vorherige Episoden außer acht lassen wird. Für die Hauptrolle konnte man dieses Mal David Harbour gewinnen, der in den letzten Jahren vor allem als „Sheriff Jim Hopper“ im Netflix Serien-Erfolg „Stranger Things“ seine Zuschauer begeistern konnte. Der mit „Rise of the Blood Queen“ untertitelte Blockbuster soll sich an einem Comic-Zyklus aus den drei Stories „Ruf der Finsternis“, „Die wilde Jagd“ und „Der Sturm“. Wie praktisch, dass uns Cross Cult als deutscher Herausgeber der Comics aus dem-Hellboy Universum genau dieses umfangreiche Storypaket im dritten, gewaltigen „Hellboy Kompendium“ präsentiert.
Es fällt ausgesprochen schwer, den Inhalt dieser epochalen Bilder-Bibel wiederzugeben, ohne neuen Lesern die zahlreichen, überraschenden Wendungen, die einen Großteil des Lesevergnügens ausmachen dabei vorwegzunehmen. Nur so viel: Die Rückkehr der mächtigen Hexe Nimue (im Film verkörpert von „Resident Evil“-Star Milla Jovovich) zwingt Hellboy dazu, sich seinem unausweichlichem Schicksal zu stellen, das ihm bislang völlig ungeahnte und schockierende Details seiner Herkunft offenbart. Außerdem muss der sonst zwar schlagkräftige aber im Grunde sehr friedfertige Dämon sich auch schmerzhaft mit seiner monströsen Natur auseinandersetzen…
Grundsätzlich ist das dritte Hellboy-Kompendium auch für neue Leser, die an diesem Punkt der Story einsteigen möchten gut und flüssig lesbar. Die wahre erzählerische Pracht offenbart sich aber vor allem all jenen Comic-Freunden, denen hier bewusst wird, von wie langer Hand Hellboy-Schöpfer und Serien-Mastermind Mike Mignola auf diesen Höhepunkt hingearbeitet hat, wie sorgsam und vorausschauend er sein komplexes Netzt aus Handlungsfäden bereits Jahrzehnte zuvor gesponnen hat. Es ist absolut beispiellos, wie hier die oberflächlich seltsam und trashig klingende Mixtur vieler mythologischer und folkloristischer Erzählungen in den Hintergrund tritt, um Mignolas selbst erdachten Akteuren die Bühne zu überlassen. Die fügen sich nun wundervoll in das historische Setting, als seien sie selbst trotz all ihrer kruden B-Movie-Anleihen ebenfalls vor hunderten von Jahren erdacht worden. Eine über jeden Zweifel erhabene Augenweide sind auch die Zeichnungen von Künstler Duncan Fegredo, der es perfekt versteht, die gotische, silhouettenhafte Bildsprache von Meister Mignola aufrecht zu erhalten und dabei dennoch seinen detaillierteren, runderen und unverkennbaren Stil einzubringen.
Zum fünfundzwanzigsten Jubiläum der düsteren Comic-Oper bringt Cross Cult noch in diesem Jahr das Heft-Special „Krampusnacht“ heraus, während der inzwischen siebte Band der leider komplett vergriffenen „Geschichten aus dem Hellboy-Universum“ wie auch die Prequelreihe „Hellboy und die B.U.A.P.“ bereits im Januar fortgesetzt werden. Apropos B.U.A.P.: Die Abenteuer der Monster-Kollegen von Hellboy wird ab März 2019 dann ebenfalls in schicken, schwergewichtigen Hardcover-Kompendien neu aufgelegt.
HELLBOY Kompendium (Bd. 3)
Autor & Künstler: Mike Mignola, Duncan Fegredo
480 Seiten
Hardcover
60,00 Euro
Erschienen bei CROSS CULT