H.P. Lovecrafts DER HUND (und andere Geschichten)

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Zu Lebzeiten nie für seine atmosphärisch dichten Werke gewürdigt, hat sich ein Jahrhundert später eine regelrechte Subkultur um den amerikanischen Horror-Schriftsteller H.P. Lovecraft gebildet. Cthulu, die großen Alten, das mysteriöse Buch Necronomicon und viele andere, grausame Kreaturen und Ereignisse beeinflussen bis heute Filmemacher, Musiker und selbstredend auch Kreative aus dem Comic-Bereich. Die viel zu selten beachtete Horror-Sensation „Locke & Key“ sieht sich selbst klar in der Tradition des schaurigen Erzählers. Hellboy-Schöpfer Mike Mignola verflechtet sein folkloristisch-makaberes „Mignolaverse“ sogar regelmäßig mit den so detailreich wie authentisch geschilderten Mythen Lovecrafts.

Der Japaner Gou Tanabe hat sich im nun bei Carlsen Manga in deutscher Übersetzung erschienenen Band „H.P. Lovecrafts ‚Der Hund‘ und andere Geschichten“ gleich drei dieser haarsträubenden Erzählungen angenommen und sie auf Comic-Seiten gebannt. Comic ist ein hier deshalb bewusst statt dem japanischen Begriff „Manga“ verwendetes Wort, weil die Physiognomie der Figuren und die ganze fein getuschte und schraffierte Umgebung viel mehr an westliche Horror-Comics in der Tradtion von Bernie Wrightson erinnert. Nur die androgyn gezeichnete Figur des St. Johns aus der titelgebenden Geschichte und der regelmäßige Einsatz von Rasterfolie erinnern gestalterisch dezent an typische Mangaoptik.

Erzählerisch verdichtet Tanabe seine Mini-Anthologie stimmungsvoll vom krude zeitversetzten „Der Tempel“, über das herrlich paranoid geschilderte Kernstück „Der Hund“ bis hin zum kurzen, aber intensiven Finale in „Stadt ohne Namen“. Hier wird die schwere Tür hinab in die Untiefen von Lovecrafts Geist nun weit aufgestoßen und erhält der geneigte Leser einen tiefen Einblick in den Wahnsinn, dem die armen Protagonisten wieder und wieder anheim fallen. Klasse.

Stimmungsvoll, grafisch elegant und ansprechend auch dank des geschmackvoll reduzierten Reclam-Layouts lässt „Der Hund“ keinen Zweifel daran, dass es Kultur ist und auf gar keinen Fall „Schund“ oder nur makabere Unterhaltung, wie Kritiker es den Geschichten Lovecrafts selbst heute noch manchmal unterstellen. Spannend, intensiv und unbedingt empfehlenswert. Schön, dass für März bereits ein Nachfolgeband in den Startlöchern steht!


Leseprobe


H.P. Lovecrafts DER HUND (und andere Geschichten), Künstler & Autor: Gou Tanabe, 176 Seiten, Softcover, 12,00 Euro, Erschienen bei CARLSEN