Die niedliche Gwen Poole kommt eigentlich aus unserer realen Welt und hat ein ausgeprägtes Faible für Comicbücher und Superhelden-Stories. Durch nicht näher geklärte und eigentlich auch völlig nebensächliche Umstände trägt sie nun eine rosafarbene Hydra-Uniform und will sich als Heldin im Universum der Marvel-Helden einen Namen machen. Über Superkräfte verfügt sie zwar nicht, aber ihre umfassende Kenntnis der Marvel-Bibliothek beinhaltet viele wichtige Geheimnisse von guten und bösen Mädels und Jungs…
Während Marvel im Wettbewerb um stimmungsvolle Helden-Epen spätestens durch das starke Rebirth-Lineup von Konkurrent DC weit abgehängt wurde, bleibt das Haus der Ideen die Bastion des Humors. Eine recht junge, dafür rapide Entwicklung im Marvel-Katalog umfasst viele bunte, laute Helden, die vor allem unsere Lachmuskeln ordentlich verdreschen sollen. Beflügelt durch den überraschenden Erfolg der „Guardians of the Galaxy“ findet sich neben Marvel-Hoffnarr Deadpool inzwischen eine erstaunliche Bandbreite humoristsischer Helden im aktuellen Programm. Ganz gleich ob „Rocket Raccoon“, „Howard the Duck“ oder „Squirrel Girl“, keine Idee scheint zu bizarr, keine Pointe zu weit hergeholt, als dass man sie nicht in bonbon-bunten, hysterischen Cartoon-Szenarien erzählen wollte.
„Gwenpool“ greift dabei den bislang überwiegend Super-Söldner Deadpool vorbehaltenen Meta-Humor auf, denn neben Gwen war der bislang die einzige Figur im großen, weiten Marvel-Universum, die sich darüber bewusst ist, dass ihre erlebten Abenteuer der Inhalt von Comicbüchern sind und nicht wirklich real. Obwohl dieser groteske, Bugs-Bunny-esque Humor sich grundlegend auch gut für jüngere Leser eignen würde, bleiben die bei Deadpool-Stories fast immer außen vor. Zu viel Blut, zu viele Sprüche unter der Gürtellinie. Diese Lücke kann die ursprünglich nur als Gag entworfene Gwen ganz hervorragend füllen und begeistert mit temporeichem Wahnsinn und knalliger, ansprechender Anime-Optik. Weitreichende Kenntnis der Marvel-Landschaft oder genereller Popkultur benötigt man zwar nicht, um Spaß an „Gwenpool“ zu haben, sie tragen aber trotzdem dazu bei, das Ausmaß an grotesk-charmantem Irrsinn zu begreifen, den die Serie gekonnt versprüht. Wer hätte schließlich für möglich gehalten, dass Vebrecher-Superhirn M.O.D.O.K. auf eine saubere Buchführung besteht?
GWENPOOL (Bd.1) – Die einzig wahre Heldin
Autor: Christopher Hastings
Künstler: Gurihiru, Paolo Villanelli, Scott Hepburn
116 Seiten
Softcover
14,99 Euro
ERSCHIENEN BEI PANINI