Jeremy Winston, der „Gunslinger Spawn“ sitzt immer noch in der Gegenwart von Al Simmons, dem herkömmlichen Spawn fest, nachdem ein Zeitriss ihn hierher verschlug. Getrieben von Rache, die er an Menschen oder Kreaturen üben will, die ihm in seiner Zeit übel mitgespielt haben bemüht er sich Jessica Priest (She-Spawn) davon zu überzeugen, ihn zu Simmons zu bringen, damit dieser ihn wieder ins Jahr 1849 zurückschicken kann. Aber dieser Roadtrip durch die moderne Version des Wilden Westens stellt sich als gar nicht so einfach dar, wie Gunslinger meint. Zwar steht ihm She-Spawn zu Seite, diese möchte ihn aber für ihr eigenes Team gewinnen und hilft nur widerwillig. An dieser Stelle sei erwähnt, dass dieser Handlungsbogen in „Scorched 1“ abgehandelt wird und zwischen dem vierten und fünften Heft der „Blutige – Rache“ Storyline spielt. Es besteht zwar keine absolute Notwendigkeit diese „Sidequest“ zu lesen, aber auch die macht viel Spaß.
Es war zwar erst 2022, dass „Spawn“ seinen dreißigsten Geburtstag feierte, doch die Handlung und die Entwicklung der Charaktere ist in dieser Zeit extrem komplex geworden. Das von Todd McFarlane erdachte Spawn-Universum gewann viele Facetten hinzu, seit die parallelen Handlungsstränge „Gunslinger Spawn“, „King Spawn“, „Scorched“ und einige mehr hinzugekommen sind. Andere Stories wurden kurzerhand dem Universum einverleibt, „The Haunt“ zum Beispiel begann als eigene Reihe, der Puppenspieler entschied dann aber irgendwann, dass es sinnvoller ist, das Spawn-Universum aufzubauen anstatt sich Konkurrenz im eigenen Haus zu machen. Auch optisch gefällt „Blutige Rache“. McFarlane kollaboriert zwar am besten mit Greg Capullo, aber die Arbeiten von Brett Booth stehen denen von Capullo in nichts nach. Immer wieder werden diese Action-Szenen allerdings von langen Dialogen unterbrochen. Das stellt eine willkommene Pause dar und lässt dem Leser Zeit, auch mal Luft zu schnappen und sich auf den nächsten Gegner einzustellen. Der Gunslinger Spawn macht seinem Namen nämlich alle Ehre und lässt gern mal seine Revolver für ihn sprechen. Im krassen Kontrast zur modernen Welt mit Autos und Motorrädern wirkt der Protagonist wie ein klassischer Cowboy, aber nicht fehl am Platze.
Spawn-Fans kommen hier eigentlich nicht drumherum. Wenn man der gesamten Handlung folgen will, muss man hier so oder so durch, da auch der ursprüngliche Spawn „Al Simmons“ auftaucht. Aber die Handlung von „Blutige Rache“ macht auch für sich alleine schon so viel Spaß, dass man den kleinen Exkurs nicht scheuen sollte.
GUNSLINGER SPAWN: Blutige Rache (Bd.2), Autor: Brett Booth, Todd McFarlane, Künstler: Adelso Corona, 140 Seiten, Softcover, 17,00 Euro, Erschienen bei PANINI