Die „Guardians of the Galaxy“ waren ein waschechter Überraschungshit. Mit dem richtigen Personal und der gut gefüllten Kriegskasse des Disney-Konzerns kam der Erfolg der Leinwandauftritte von ikonischen Charakteren wie „Iron Man“, „Captain America“ oder dem „Hulk“ wenig überraschend. Doch die intergalaktischen Underdogs fristeten bis zu ihrem Filmdebüt eher ein Nischendasein im buntem Marvel-Universum.
Wie all ihre Helden-Kollegen der Verlagshäuser DC und Marvel erscheinen die Abenteuer von „Star Lord“ und seinen Recken bei den Stuttgartern von Panini Comics Deutschland. Aktuell schickt Star-Autor Brian Michael Bendis den um einige schillernde Persönlichkeiten ergänzten Film-Kader gegen unheilvolle Mächte in das Rennen um die Gunst der Comic-Leser. Selbstredend dürfen Peter Quill, Gamorrah, Drax, Groot und Rocket nach ihrem kommetenhaften Popkultur-Aufstieg bei dieser laufenden Inkarnation der Weltraumkrieger nicht fehlen. Aber auch der einstige Spider-Man-Widersacher „Venom“, die dem Spawn-Universum entliehene „Angela“, X-Dame und „Star Lord“-Verlobte Kitty Pryde oder „Fantastic Four“-Gründungsmitglied Ben Grimm und selbst die im Filmuniversum zukünftig rasant an Relevanz gewinnende Carol „Captain Marvel“ Denvers sind mit von der Partie. Auch wenn Bendis routinierte Qualität darin beweist, die Film-Gang eng mit ihren Helden-Kollegen zu verflechten und so die verlagsweiten Verkäufe mit dem populärem Thema anzukurbeln, sind die aktuell beim vierten Band angelangten, zeitgenössischen Guardians genau das, was Kinogänger sich erhoffen werden. Epische Actionschlachten mit viel Sinn für Humor und gleichermaßen wehrhaften wie liebenswerten Protagonisten. Die vermehrte Präsenz von Captain Marvel gibt einen Ausblick darauf, dass man den Comic-Abenteuern zwar ihre Eigenständigkeit und Flexibilität bewahren möchte, man aber auch klar genau das Personal fokussieren will, dass potentielle Neuleser bei Kinobesuchen oder Blu-Ray-Abenden kennen lernen werden. Und das ist auch überhaupt nichts Schlechtes, wenn die Inszenierung so sehr stimmt wie hier.
Aber erstmal der Reihe nach. Während Groot und Rocket ihre ersten, skurrilen Auftritte fernab der eigentlichen Heldenkontinuität absolvierten, formierte sich ein kosmisches Heldenteam namens „Guardians of the Galaxy“ erstmals 1969 in eigenen Heften. Da die eher ernsten Scifi-Comics außer einem nur entfernt an sein modernes, mürrisches Pendant erinnernden Yondu beinahe nichts mit den Guardians, wie wir sie heute kennen und lieben zu tun haben, wird für die meisten Leser kein großer Verlust sein, dass diese Ursprünge bislang nicht auf deutsch veröffentlicht wurden. Einen kleinen Einblick in diese historische Team-Aufstellung gewährt aber die in zwei Bänden auch hierzulande erschienene Remix-Reihe „Guardians of Infinity“, bei der Guardians-Mitglieder der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aufeinander treffen.
Die Comic-Neuformierung der Truppe in die aus dem Kino bekannte Form erfolgte tatsächlich erst 2008, also deutlich zeitnäher als alle anderen Superhelden, die sich inzwischen auf unseren Multimedia-Geräten so tummeln. Selbst Jungspund Deadpool kann da bereits auf eine deutlich umfassendere Bibiligraphie zurückblicken. Im Rahmen des kosmisch-katastrophalen „Annihilation“-Events wurde dabei noch nicht annähernd so viel Wert auf humorvolle Buddy-Action gelegt, wie heute, wo sie zur wichtigste Triebfeder der All-Avengers geworden ist. Gewisse persönliche Eigenheiten der Teammitglieder und natürlich auch deren reizvolles Zusammenspiel zeichnet aber auch „Krieger des Alls“ aus. Unter diesem Titel erschien bei Panini die komplette Guardians-Reihe dieser Epoche in vier Bänden, nebenbei erwähnt mit atemberaubenden Cover-Artworks aus der Feder des deutschen Künstlers Nic Klein, der vielen auch durch seine bei Cross Cult erscheinende Scifi-Saga „Drifter“ ein Begriff sein wird.
In insgesamt acht Sammelbänden können nun frisch Interessierte Neuleser die 2013 in den USA gestartete Inkarnation der Galaktischen Wächter verfolgen, die sich eng an den beliebten Film-Helden orientiert, beziehungsweise mit ihnen in Wechselwirkung entstand. Keine Comic-Reihe befindet sich näher an Ton und Humor, aber vor allem auch an der personellen Zusammensetzung jenes Teams, dem das Franchise seinen weltweiten, unnachahmlichen Erfolg zu verdanken hat. Alternativ zu diesen acht Sammelbänden kann man die Storyline seit kurzem auch in Heftform von Beginn an sammeln, da Panini die Serie in genau dieser Form mit dem Titel „Guardians of the Galaxy Special“ erneut ausrollt. Mit diesem historischem Abschnitt begann dann tatsächlich auch eine regelrechte Guardians-Offensive der Ideenfabrik Marvel, die zahlreiche, durchweg unterhaltsame Soloabenteuer und Crossover mit sich brachte. Darunter finden sich nicht nur die sehr erfolgreichen Solo-Abenteuer des rauhbeinigen Waschbären Rocket und seines pflanzlichen Kumpels Groot oder ihres Team-Captains Star-Lord, sondern auch effektgeladene Team-Crossover-Stories mit den Vorzeigemutanten der „X-Men“ oder natürlich mit Marvels Vorzeigehelden, den „Avengers“.
Wer trotz dieses riesigen Angebot an Comics gern auch mehr von Groot & Co auf dem heimischen Flachbildschirm sehen will, dem bleiben nicht nur die wirklich unterhaltsamen und empfehlenswerten Kinofilme. Abschließend hier noch ein kleiner Trailer-Überblick über einige der vielen Möglichkeiten, die „Guardians of the Galaxy“ auf ihre Abenteuer zu begleiten. Egal ob als Film, Trickserie oder Videospiel. Dass die Comic als Wiege der Guardians dabei einen ganz besonderen Stellenwert haben, sollte sich aber von selbst verstehen.