Reimheim ist ein mieses Loch. Lasst euch nicht von all den knuddeligen Bewohnern täuschen. Jeder von diesen Gaunern würde seine Großmutter für ein paar Cent verkaufen. Die „Madonnen“, die Hexen und Königinnen regieren die Stadt. Der „krumme Mann“, Bürgermeister von Reimheim ist lediglich eine Marionette der finsteren Grazien. Nur Detective Frankie Mack hat die korrupten Strukturen der Gemeinde längst durchschaut, schließlich kommt er aus der Welt der Krimi-Groschenromane, wo er gewohnt ist an jeder Ecke um sein Leben fürchten zu müssen. Ihm zur Seite steht dabei sein nichtsnutziger Assistent Simple Simon, dessen IQ bloß knapp über Zimmertemperatur liegt. Als eine Serie grausamer Gewaltverbrechen die Bewohner der Märchenwelt heimsucht, scheint nur Frankie ein ernstes Interesse daran zu haben, den wahren Schuldigen zu finden. Die ganze Sache stinkt gewaltig zum Himmel…
Paul Jenkins konnte zuvor bereits mit „Fairy Quest“ (Band 2 folgt im Februar 2016) unter Beweis stellen, wieviel Potential die Welt der Märchen und Sagen noch bereithält, wenn man sich ihr nur mit genug Zynismus und Gesellschaftskritik nähert. Statt das deutlich ernstere und tiefere Konzept nun auch bei seinen Geschichten aus dem verrückten Reimheim zu verfolgen, setzt der Autor diesmal vor allem auf scharfsinnigen Humor, den er Salvenweise auf die Lachmuskeln seiner Leser abfeuert. Im Vorteil ist dabei ganz klar, wer etwas Erfahrung mit englischsprachigen Kinderreimen und -Liedern hat, auf die sich ein beträchtlicher Teil der Gags beruft. Dankenswerter Weise werden viele dieser Zusammenhänge in den Charakterprofilen des Anhangs erklärt. Wer in diesem Thema also nicht ganz sattelfest ist, kann sich durch die vorherige Lektüre dieser letzten Seiten des Bandes eine gute Grundlage schaffen, um möglichst wenig Pointen zu verpassen.
Da sich aber auch in unserem Kulturkreis Klassiker wie „Alice im Wunderland“ oder „Der Zauberer von Oz“ großer Beliebtheit erfreuen, ist es nicht schwer dem derben Charme der „Fiction Squad“-Einheit zu erliegen. Allein die aberwitzige Idee, eine teilweise überraschend ruppige Noir-Story in eine Welt voller Geschichten für Kinder zu verlegen verdient bereits besondere Anerkennung. Dass diese dann nicht nur rasant erzählt, sondern auch ausnehmend charmant und hinreißend illustriert wurde, macht „Fiction Squad“ zu einem Comedy-Fantasy-Highlight, dass auch dem hartnäckigsten Schmunzel-Verweigerer ein Lächeln auf die Lippen zaubern sollte.
- Fiction Squad Bd.1 – Es zerbrach am hellichten Tag
- Autor – Paul Jenkins
- Künstler – Ramon Bachs
- Hardcover
- 64 Seiten
- 16,00€
- Erhältlich bei Popcom (Tokyopop)
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