Wie stellt man sich als dreizehnjähriger einer Besetzungsmacht gegenüber? Wie können Kinder Widerstand gegen eine Nazi-Besetzung leisten?
Nach der Ermordung von Francois Vater sind er, Lisa und Eusebe geschockt. Sie sind entschlossen, ein Widerstandsnetzwerk aufzubauen. Das Dekorieren der Straßen mit dem Namen des verstorbenen Widerständlers ist gefährlich, doch der „Luchs“, ihr kleines Widerstandsnetzwerk, ist zurück und überdeckt die Gassenschilder mit dem Namen des Verstorbenen im Gedenken an ihn. Die jungen Widerständler bauen Kontakt zu einem Agenten aus London auf, der sie auf gefährliche Botengänge schickt, die den Engländern wichtige Informationen gegen die Besatzer bringen sollen. Wie sich diese Zusammenarbeit entwickelt, stellt das Netzwerk nicht nur vor große Herausforderungen und Fragen, es testet auch ihre Grenzen zur Bereitschaft Widerstand zu leisten. Informationen weiterzugeben, Sabotageaktionen und Kontakte unter den Erwachsenen zu organisieren mögen schon Erfolge sein doch sind der drei auch bereit bewaffnete Widerstand zu leisten, Gewalt anzuwenden oder gar einen Menschen zu töten? Françoisʼ Onkel hofft währenddessen, auf den Hof seines Bruders zurückzukehren und die Familienangelegenheiten zu ordnen. Er ist ein Verwandter, aber er ist auch ein Anhänger von Marschall Pétain, der mit den Nazis kollaboriert. In seiner Gegenwart ein Netzwerk gegen die Besatzer aufzubauen, stellt eine Schwierigkeit dar. Das Netzwerk der Kinder arbeitet an einer Idee mit dem britischen Agenten, dessen Kontakt sie jedoch auch vor die Frage stellt, wem sie eigentlich vertrauen sollten. Zudem stellt die Kriegsentwicklung die drei Jungen vor neue Verständnisfragen. 1941 stehen sich zwei politische Blöcke gegenüber. Auf der einen Seite die autoritären Staaten Japan und Italien, die mit den Nazis verbündet sind, auf der anderen die Sowjetunion und Großbritannien, die zusammen mit den jüngst ins Kriegsgeschehen eingetretenen U.S.A. Hitlerdeutschland bekämpfen. Die Hoffnung der kleinen engagierten Kämpfer*innen auf den Sieg gegen die Nazis bekommt neuen Aufwind, doch was folgt danach? Sind Kommunismus und Kapitalismus wirkliche Alternativen, eine gerechte Welt zu schaffen?
Der Band schließt mit der historischen Einordnung der Geschichte. Dieser enthält Informationen über die Unterstützung der Geheimdienste im Widerstand, dem französischen Nachrichtendienst in London und zum bewaffneten Widerstand. Vincent Dugomier beschreibt die Geschichte aus Kinderaugen und das ist so beeindruckend und mitreißend, dass dieser Band eine fantastische Fortsetzung der ersten Einstiegsbände darstellt. BenoÎt Ers ist der Zeichner der Geschichte. Er schafft eine farbenfrohe Darstellung franko-belgischer Art, die die Hoffnung der Kinder ebenso gut einfängt wie die Dorfgemeinde und Umgebung Frankreichs. Trotz einiger weniger Gewaltdarstellungen, die aber nie drastisch und ausdrücklich sind, ist die Geschichte zur Lektüre mit Kindern und Jugendlichen sehr zu empfehlen. Die kindliche Perspektive auf das Geschehen lässt uns mit den Kleinen mitfühlen und sie anfeuern. Dies ist nicht nur für den Spannungsbogen ein stilistisch hervorragender Kniff, sondern ermöglicht uns der Politisierung der Hauptprotagonisten hautnah zu folgen. Gerade die Gedankenwelt von Francois eignet sich bei der Lektüre mit Kindern zu Hause oder im Unterricht, um politische Ideen und deren Geschichte kindgerecht nachvollziehbar zu machen. Auch wenn das Szenario fiktiv ist, sind die Situationen exzellent recherchiert und historisch so einzuordnen, dass es auch ein Zeitzeugnis sein könnte. Der sechzig Seiten starke dritte von sechs Bänden lässt somit auf die Fortsetzung aus Wien hoffen.
DIE KINDER DER RÈSISTANCE: Die beiden Giganten (Bd.3), Autor: Vincent Dugomier, Künstler: BenoÎt Ers, 60 Seiten, Hardcover, 16,00 Euro, Erschienen bei BAHOE BOOKS