Nachdem die riesigen, mysteriösen Harvester-Maschinen beinahe alles Leben im Universum vernichtet hätten, steht die intergalaktische Gemeinde nun Robotern mehr als skeptisch gegenüber. Dass muss auch Androiden-Junge Tim-21 am eigenen Leib erfahren und konnte auf dieser bedrohlichen Odyssee bereits eine illustre Riege an Weltraum-Abenteurern um sich scharen. Nun sieht aber alles danach aus, als habe das deutlich feindseligere, undurchsichtige Nachfolgemodell Tim-22 erfolgreich und unbemerkt die Identität seines älteren Androiden-Bruders übernommen. Aber was genau bezweckt er damit…?
Auch wenn es Jammern auf höchstmöglichem Niveau ist: „Orbitalmechanik“ ist nicht der stärkste Band in der herausragenden Reihe „Descender“ aus der Feder des gefeierten Autoren Jeff Lemire. Vielmehr wirkt der Plot sehr angestrengt darum bemüht, alle Charaktere und Handlungsstränge in einen neuen Status Quo übergehen zu lassen, der in den Staaten bereits in das nachfolgende Event „Rise of the Robots“ übergegangen ist. Für den so etwas zweckmäßiger geratenen und emotional nicht ganz so gewohnt intensiven Inhalt entschuldigt die phänomenale Höchstform von Aquarell-Künstler Nguyen, dessen zehn Seiten starke, cineastisch-wortlose Jumpcut-Sequenz zu den visuell beeindruckendsten Momenten einer grafisch ohnehin schon herausragenden Serie zählt.
Abgesehen davon findet rund um Bauroboter „Bohrer“, dem tragischen Antiheld des „Descender“-Kosmos ein vielversprechender Szenenwechsel statt. Die Zusammenkunft des schamerfüllten Stahlkolosses mit einem ganz offensichtlich von Jedi-Meister Yoda inspiriertem Sumpf-Eremiten bietet jedenfalls genug komisches Potential für ein eigenes Spinoff.
DESCENDER (Bd.4): Orbitalmechanik
Autor: Jeff Lemire
Künstler: Dustin Nguyen
120 Seiten
Hardcover
22,80 Euro
Erschienen bei Splitter