Day Men Bd.1

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Die Idee, dass uralte Klans mächtiger Vampire die Menschheit insgeheim beherrschen ist nicht unbedingt eine neue. Dass sie sich allerdings menschliche Vertreter halten, die ihre Geschäfte am Tag erledigen und der herrliche Noir-Mafia Ansatz der neuen Comic-Reihe bei Cross Cult machen „Day Men“ zu einer der originellsten und coolsten Vampir-Stories seit langem.

David Reid ist der „Day Man“ des Virgo-Vampir-Klans. Er regelt die Angelegenheiten seiner Herren bei Tag, wenn sie in totengleicher Starre, geschützt vor der Sonne bis zur nächsten Nacht ausharren. Der ruhende Konflikt mit dem konkurrierenden Klan Ramses eskaliert, als Nybor, das Drogensüchtige Sorgenkind der Virgo-Familie bei einer Orgie in einem Vampir-Bordell scheinbar eine Vampirin der Ramses tötet.

Ein politisches Katz- und Maus-Spiel zwischen den Klans entbrennt, dass bei Tag von David und „Jacob, der Fackel“, dem Day Man der Ramses im direkten Schlagabtausch fortgesetzt wird. Als bei der Belagerung des Hauses einer weiteren Virgo-Vampirin die beiden Day Men auf die junge Landstreicherin Lera und eine verborgene, riesige Menge ausgerissener Vampirfänge stoßen droht die Situation endgültig zu eskalieren…

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Das bei oberflächlicher Betrachtung nicht wahnsinnig originelle Konzept des Autorengespanns Matt Gagnon und Alan Nelson überrascht vor allem durch die Tatsache, dass es für eine Vampirgeschichte erstaunlich wenig Augenmerk auf die thematisch arg überstrapazierten Geschöpfe der Nacht legt. In den Fällen, in denen die Untoten doch einmal die Bühne betreten stehen erfreulicherweise stets ihre fein ausgearbeiteten Charaktere und die politischen Strukturen der Klans im Vordergrund. Natürlich haben auch die Vampire in „Day Men“ übernatürliche Fähigkeiten, ihre Zurschaustellung bleibt allerdings wenigen, dramatisch relevanten Szenen vorbehalten. Dadurch distanzieren Gagnon und Nelson sich bereits zu Beginn ihrer Blutsaugersaga von den dekorativen Materialschlachten, zu denen Vampire in der Popkultur des letzten Jahrzehnts leider zu oft verkommen sind.

Ohne einen direkten Vergleich ziehen zu wollen und zu können erinnern mich die „Day Men“ meistens eher an „Breaking Bad“ aus der Sicht von Mike Ehrmantraut, dem Mann fürs Grobe in der beliebten TV-Serie als an die glitzernden, halbtransparenten, blutleeren (HAHA) Gestalten der jüngeren Kinogeschichte. Gut so!

Ähnlich wie in „The Last Days of American Crime“ hat man sich für ein untypisch helles und buntes Noir-Szenario entschieden, dessen Kontraste von Zeichner Brian Stelfreeze (Shadow of the Bat) perfekt und der Handlung angemessen stylisch eingerahmt werden. Die komplette visuelle Umsetzung von „Day Men“ transportiert perfekt die kalte, dekadente Welt der seelenlosen Vampire, mit der David sich konfrontiert sieht. Die manchmal extremen, perspektivischen Wechsel und aufblitzenden, surrealen Elemente sind tolle Referenzen auf Davids Übermüdung und Entfremdung. Das sorgt für einen künstlerischen Anspruch, der die moderne Coolness und den hohen Unterhaltungsfaktor der Handlung unterstreicht und nie überschattet.

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Bizarre Details, wie Davids überschrittenes Budget für Leichensäcke oder tiefe Einblicke in die kreative Buchführung des Virgo-Klans geben dem „Day Men“-Universum viel Tiefe und Glaubwürdigkeit. Trotz des eigentlich sehr realitätsfremden Inhaltes ist man beinahe versucht in der nächsten Tagesschau-Sendung einmal genau Ausschau nach Anzeichen für vampirische Aktivität zu halten.

„Day Men“ ist für mich eine der ganz großen Überraschungen dieses Monats und ein herausragendes Beispiel dafür, wie man ein absolut überstrapaziertes Thema durch viel Kreativität und gestalterisches Können neu und frisch präsentieren kann. Jeder von uns wird Davids Gewissensbisse nachfühlen können, die eine perfekte Metapher für den schwierigen Prozess im Leben jedes Menschen sind, seinem Umfeld zu trotzen um das moralisch richtige zu tun. Aber „Day Men“ ist kein sozialkritischer, betroffener Kunstcomic, sondern durchdesignte, harte Action mit viel intelligentem und komplexem Politthriller. Zwei untote Daumen nach oben von DeinAntiHeld.de!

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Rezensionsmuster – Hardcover, zur Verfügung gestellt von Cross Cult – Herzlichen Dank!

  • Autoren – Matt Gagnon, Michael Alan Nelson
  • Zeichner – Brian Stelfreeze,
  • Format – 16x24cm, Hardcover, 4-farbig
  • 144 Seiten
  • Preis – 18,00 
  • ISBN 978-3-86425-677-6
  • Genre – Horror/Mystery
  • Erschienen am 10.08.2015