Die Menschheit verlässt die Erde, um 5 Planeten zu kolonialisieren. In diesem ersten Band dreht sich alles um Islandia, einen Eisplaneten. Dieser ist jedoch von menschenähnlichen Einheimischen bewohnt, die grundsätzlich friedlich und technisch wenig fortgeschritten sind. Stoff für Konflikt gibt es aber trotzdem für Oberleutnant Kirsten König, gerade nachdem eine der Siedlungen auf mysteriöse Weise dem Erdboden gleich gemacht wird. Nicht nur militärisch ist Kirsten im Stress, mit ihr an Bord des Kolonieschiffs sind ihr (Noch-) Ehemann Johannes und ihre Tochter Anna. Außerdem kämpft sie mit den Nebenwirkungen des langen Kälteschlafs.

Die Story aus der Feder von Jean-Luc Istin wirkt ein wenig klischeehaft, einiges kann der Leser gut vorausahnen, anderes wirkt überraschend. Insgesamt hat die Story vieles von Pocornkino, nur in Comicform. Optisch wird dieser Eindruck von Živorad Radivojevic beeindruckend untermalt, seitenfüllende Totalen und das sich immer größerer Beliebtheit erfreuende ungewöhnliche Panel-Layout stimmen den Leser gut auf die jeweilige Situation ein. Extrem plastisch wirken die Charaktere und Szenarien, fast schon wie computergeneriert, aber „echter“.

Sehr Kontrastreich stellt sich die vereiste Planetenoberfläche dar, gerade vor dem insgesamt eher eintönigen Weiß wirken Explosionen und Feuer extrem realistisch. „Kälte“ an sich ist ein sehr starkes Thema dieses Bandes, nicht nur auf dem Eisplaneten sondern auch in den sterilen Gängen des Kolonieschiffs und im Weltall. Mal sehen wie sich das in den nächsten Bänden mit anderen Planeten entwickelt. Besonders hübsch wirkt die Gestaltung der Einband-Innenseiten und des Vorworts, die Interfaces moderner Raumschiffe widerspiegeln.

Trotz des Space-Opera-Feelings kommt Conquest nicht ohne Kritik mit realem Bezug aus. Im Fokus hier die Kolonialisierung fremder Planeten, wenn nötig ohne große Rücksicht auf die Einheimischen, die schnell als die Übeltäter dargestellt werden. Nicht umsonst heißt die Serie „Conquest“ (Eroberung) und nicht „Friedliche Kolonialisierung fremder Planeten“. Themen wie feindliche Übernahme, Fremdenhass und Genozid werden hier aufgegriffen. Das Vorgehen einiger Vorgesetzter stößt der Protagonistin Kirsten König gewaltig auf, ihr eigener moralischer Kompass scheint recht intakt.

Absolut lesenswerter, vielschichtiger Comic, man darf gespannt sein ob das Niveau in den Folgebänden gehalten werden kann.

CONQUEST (Bd.1): Islandia, Autor: Jean-Luc Istin, Künstler: Živorad Radivojevic, 80 Seiten, Hardcover, 18,00 Euro, Erschienen im SPLITTER VERLAG