Das Marvel-Universum bietet scheinbar niemals endenden Nachschub an ikonischen Superhelden, die dank der großen Mainstream-Aufmerksamkeit auch alle früher oder später ihren Weg in die Streaming-Portale und auf die Leinwand finden. Heldencomics waren auch immer ein Spiegel gesellschaftlicher Prozesse und haben sich dabei stets mit dem Thema Diversität beschäftigt. Neben dem unzerstörbarem Ghetto-Krieger „Luke Cage“, der unlängst nach seiner Einführung in „Jessica Jones“ auch in seiner eigenen Serie das Video-On-Demand-Portal Netflix unsicher machte, ist nun mit T’Challa, dem „Black Panther“ ein weiterer schwarzer Verbrechensbekämpfer im Begriff, die Herzen des Bildschirmpublikums zu erobern.
Nach der Enthüllung des Königs von Wakanda, einem fiktivem, afrikanischem Land im Blockbuster „The First Avenger: Civil War“ soll sich ein für 2018 angesetzter Spielfilm völlig auf den „Black Panther“ und viele andere, illustre Gestalten aus Wakanda konzentrieren.
Mit „Ein Volk unter dem Joch“ liefert das Kreativ-Duo aus Zeichner-Star Brian Stelfreeze und dem Publizisten und Autor Ta-Nehisi Coates eine neue, frische „Black Panther“-Serie ab, bei der man traditionell davon ausgehen kann, dass Marvel sie nahe am bevorstehenden Kinoerlebnis konzipiert hat. Schließlich möchte man idealerweise auch einige Kinogänger an die Comic-Wurzeln der Figur heranführen, ohne sie dabei durch zu große Abweichungen zu verwirren.
Es ist sicher kein Zufall, dass man sich für ein Team mit afroamerikanischer Herkunft entschieden hat, um T’Challas Abenteuer einer neuen Generation von Lesern zu präsentieren. Mit kontrastreichen, dynamischen und aufregenden Bildern zeichnet der erste Sammelband zur 2016 begonnenen, fortlaufenden Serie das Bild eines von Aufständen und politischen Extremen zerrütteten Wakandas. Das Volk steht nicht länger hinter seinem König und befindet sich auf direktem Weg in eine blutige Revolution. Neben herrlich fantatischen Aufwieglern sind es auch ehemalige Bedienstete des Königshauses, die das Gesetz in die eigene Hand nehmen, um ihre Brüder und Schwestern schnell und effektiv vor dem Leid und der Gewalt der grassierenden Anarchie zu beschützen. Das lesbische Pärchen, dass sich zu Racheengeln der unterdrückten Frauen Afrikas aufschwingt ist sicher einer der spannendsten und unverbrauchtesten Handlungsstränge in „Ein Volk unter dem Joch“.
Um ein finales Urteil über die neue „Black Panther“-Reihe fällen zu können, wird man zwingend wenigstens den zweiten Band abwarten müssen. Durch T’Challas Perspektive, die man als Leser einnimmt, suggeriert der zugebener Maßen aufregende und einzigartig düster-farbenfroh inszenierte Polit-Thriller mehr als einmal, dass ein „gütiges“, totalitäres Regime die einzig logische Herrschaftsform für das Volk von Wakanda sei. Es wäre aber nicht verwunderlich, wenn Coates im nächsten Kapitel seiner düsteren Helden-Saga das Schiff noch einmal in eine ganz neue Richtung steuern würde. Ich bin gespannt.
BLACK PANTHER (Bd.1): Ein Volk unter dem Joch
Autor: Ta-Nehisi Coates
Künstler: Brian Stelfreeze
108 Seiten
Broschiertes Softcover
14,99€
Erschienen bei Panini