Das neueste Spinoff aus dem großen Superhelden-Hommage-Kosmos „Black Hammer“ von Jeff Lemire macht zeitlich einen großen Satz nach vorn und versetzt uns wie die Straßenkreuzung „Miller / Janson“ andeutet in das düstere, desillusionierte, bronzene Zeitalter der Superhelden Comics. Fast jeder der Helden und Schurken im Köcher des kanadischen Wunderschreibers nimmt mehr oder weniger direkten Bezug auf eine oder mehrere Kollegen aus der Riege der großen Verlage Marvel und DC. „Skulldigger“ bildet da keine Ausnahme und ist eine sehr offensichtliche Liebeserklärung an Gothams dunklen Ritter Batman, gewürzt mit einer Prise Punisher.
Brutale Selbstjustiz, düsterer Noir-Stil und ein traumatisierter Junge, der zum Helfer im aussichtslosen Kampf gegen das Böse ausgebildet werden soll sind weitere Elemente, die Freunden der neunten Kunst nur allzu bekannt vorkommen werden. Das ist überhaupt nicht schlimm, denn Lemire schreibt „seinen“ Batman eng an großen Vorlagen wie Millers „Rückkehr des Dunklen Ritters“. Tonci Zonjics Bilder tragen zwar eine ganz eigene Handschrift, scheuen sich aber auch nicht Miller selbst, Darwyn Cooke und mehr als einmal auch „Deadly Class“-Künstler Wes Craig zu zitieren, was den Gesamteindruck von „Skulldigger“ noch moderner macht, als der gestalterische Zeitsprung in die Achtziger nun vermuten lies.
Es ist ein starkes „Black Hammer“-Kapitel, dem man eigentlich nur zwei wesentliche Vorwürfe machen kann. Zum einen bewegt es sich so eng an der Vorlage, wie Lemire es bislang noch mit keinem seiner Helden gemacht hat, wagt er wenig eigene Färbung und fügt er der zitierten Erzählung wenig neues hinzu. Zum Anderen fühlt sich der Band wie der Auftakt zu einer Serie an, macht er viel Lust darauf, die nun vorgestellten Charaktere weiter zu erforschen. Das ist aber aktuell wohl gar nicht angedacht. Bei all den starken Eigenschaften, die der Schädelmann mit der Schippe mitbringt, hat „Doctor Star“ aber vorgemacht, wie viel mehr noch möglich gewesen wäre.
BLACK HAMMER: Skulldigger & Skeleton Boy, Autor: Jeff Lemire, Künstler: Tonci Zonjic, 168 Seiten, Hardcover, 24,00 Euro, Erschienen im SPLITTER VERLAG
