Zeichner, die an Comics arbeiten beginnen meist mit groben Bleistiftskizzen und einem Entwurf für das Seitenlayout. So entsteht ein Gefühl für die finale Seite und Korrekturen können schnell und leicht umgesetzt werden. Sobald diese Skizzen den Vorstellungen entsprechen, geht der Künstler dazu über, die finalen Bleistiftzeichnungen anzufertigen. Diese Linien werden dann mit Tinte nachgezogen und die Schatten werden mit schwarzer Farbe eingefügt. Dieser Vorgang nennt sich „Inken“. In vielen Fällen kommt im letzten Schritt die Farbe hinzu. Dabei hat der Kolorist die Chance, den ein oder andern Fauxpas der dem Zeichner unterlaufen ist zu verdecken. In der „Batman Noir“-Reihe werden Comics ohne die Kolorierung im nackten Tinten-Gewand veröffentlicht.
„Gotham by Gaslight“ beinhaltet zwei Erzählungen. Beide spielen in einem alternativen Setting, in dem der dunkle Ritter in das viktorianische Zeitalter versetzt wurde. Bei „Blutige Schatten der Vergangenheit“ dreht sich alles um den berühmten Massenmörder „Jack the Ripper“. Dieser war nicht nur in London unterwegs, sondern hat auch seinen Weg nach Gotham gefunden. In gewohnter Manier mordet er nachts in den dunklen Gassen der Großstadt. Da dauert es nicht lange, bis er die Aufmerksamkeit des Helden im Fledermauskostüm auf sich zieht. Aber der Killer ist nicht ungeschickt und sorgt dafür, dass Bruce Wayne im Mittelpunkt der Mordermittlungen steht.
Neben der kreativen Geschichte von Brian Augustyn stehen bei dieser neuen Form der Veröffentlichung aber natürlich die farblosen Zeichnungen im Vordergrund. Diese stammen aus der Feder von Hellboy-Schöpfer Mike Mignola. Er ist vor allem für seinen eigensinnigen, scharfkantigen Stil, in Kombination mit großen schwarzen Flächen bekannt. Umso mehr dürfte es verwundern das in diesem Werk die Zeichnungen noch nicht viele dieser Charakteristika aufweisen. Lediglich wenn der Mitternachtsdetektiv im Kostüm zu sehen ist, kommen diese Vorlieben durch, die heutzutage Mignolas Werken ihre Selbstständigkeit verleihen.
„Der Herr der Zukunft“ knüpft einige Zeit nach „Blutige Schatten der Vergangenheit“ an. Der Bürgermeister von Gotham möchte eine Weltausstellung in seine Stadt bringen. Touristen und Aussteller sollen Geld in die leeren Kassen spülen. Obwohl es einige Kritik aus den eigenen Reihen gibt, setzt der Volksvertreter sich durch. Aber da taucht ein Unbekannter auf und ermahnt das zuständige Planungskomitee, dieses Unterfangen abzusagen. Ansonsten würde er für eine Katastrophe sorgen. Um das zu verhindern, schaltet sich Batman ein.
Spätestens auf der zweiten Seite dieser Story wird einem der Reiz hinter dem Noir-Konzept klar. Hier ist ein großes Bild zweier Kämpfer im Boxring zu sehen. Eduardo Barretos Bilder sind, im Vergleich zu denen von Mike Mignola, geprägt von feinen Strichen, vielen Details und wenig Schatten. Dieser direkte Vergleich macht Spaß und führt dem Leser vor Augen, wie vielfältig die Bildergeschichten ausgearbeitet werden können.
„Batman Noir“ ist etwas für Comic-Liebhaber und Zeichen-Fetischisten. Wer es liebt, den Strich eines Künstlers zu bewundern, mit anderen zu vergleichen oder neben die Bilder der bunten Ausgaben zu halten, wird auf jeden Fall großen Spaß an dieser Art der Veröffentlichung haben. Wer einfach nur die Geschichte genießen will, kann das auch tun, ist aber mit Sicherheit nicht die Zielgruppe der Noir-Collection.
BATMAN NOIR: Gotham by Gaslight, Autor: Brian Augustyn, Künstler: Eduardo Ferrara, Mike Mignola, 124 Seiten, Hardcover, 23,00 Euro, Erschienen bei PANINI