Auch Ant-Man s0rgt als neuer Marvel-Film wieder für gefüllte Kino-Kassen. Selbstverständlich lassen sich sowohl Marvel als auch der deutsche Verleger Panini-Comics nicht nehmen, auch neue Interessenten für Drucksachen des vorlauten Winzlings zu begeistern.
Scott Lang ist ein verurteilter Einbrecher und Experte für Sicherheitssysteme. Nach einem Gefängnisaufenthalt gibt sich der geschiedene Vater geläutert und will ein besserer Mensch werden, seiner Tochter Cassie das Leben bieten, dass sie auch verdient. Das ist aber leichter gesagt als getan, denn selbst Heldenkollege Tony „Iron-Man“ Stark zeigt sich skeptisch, was Scott angeht. Zwar weiß Tony, dass Scott außerordentlich talentiert ist, aber er kennt auch die Unzuverlässigkeit und das mangelnde Durchhaltevermögen des Einbrecherkönigs Scott Lang. Und das sind längst nicht die einzigen Wolken an Ant-Mans Horizont. Cassies Mutter macht sich große Sorgen um die Entwicklung und Sicherheit ihrer Tochter, weil Scott sich als maskierter Verbrechensbekämpfer einige mächtige Feinde gemacht hat. Und ihre Sorge soll nicht unbegründet bleiben…
Wo sich „Guardians of the Galaxy“ als Film stilistisch trotz der modernen Optik klar in den 70er Jahren positioniert hat, hat sich „Ant-Man“ für mich immer klar wie ein Film aus den Achtzigern angefühlt. Und dieses Flair und der Humor des Films wurde perfekt in die brandneue, erst 2015 gestartete Comic-Reihe übertragen. Scott Langs flapsige Art seine Unzulänglichkeiten zu überspielen in Verbindung mit aberwitzigen Action-Sequenzen erinnern mich immer wieder an die guten alten Videotheken-Klassiker mit Mel Gibson oder Kurt Russel.
Der minimalistische Stil von Ramon Rosanas (Night of the Living Deadpool) trägt viel zu diesem Eindruck bei. Das liegt zum einen daran, dass er bewusst und extrem treffsicher auf den überwiegend extrem detaillierten Zeichenstil großer Superheldencomics stark reduziert, sondern dass er mit seinen Stimmungsvollen Farben auch sehr gut das Look und Feeling von Filmproduktionen aus den Achtzigern emuliert.
Zu meiner persönlichen Freude hat man aber nicht bloß den sinnvollerweise auch für sich allein schlüssigen Film und seine Charaktere umgesetzt. Der Ant-Man-Reboot findet mitten im Marvel-Universum statt. Und zwar nicht nur mit festen größen der Popkultur, wie etwa Iron-Man, sondern auch mit vielen interessanten Charakteren, die in Filmen oder über Comicbücher hinaus bislang keine große Rolle spielten. Seid gespannt auf Scotts „Erzfeind“!
Autor Nick Spencer verleiht den Abenteuern des Herren der Ameisen einen ganz besonderen, selbstironischen Humor. Der ist sehr charmant und nie so überzogen und dauerpräsent wie bei Autor Gerry Duggan und seiner aktuellen Deadpool-Serie. Das erlaubt auch Freunden eher klassischer Marvel-Geschichten viel Freude mit Scott und seinem intellektuell ausbaufähigem Sidekick Grizzly zu haben. Denn auch wenn viele zurückliegende Ereignisse, Charaktere und das Marvel-Universum wieder und wieder liebevoll aufs Korn genommen werden fügt sich „Ant-Man“ nahtlos darin ein und verändert keine Zusammenhänge. Brachiale Nestbeschmutzung bleibt das Privileg von „Deadpool“-Star Wade Wilson.
Neben den ersten drei Ausgaben von „Ant-Man (2015)“ sind im Panini-Paperback auch die „Marvel Premiere“ Ausgaben 47 und 48 von 1979 enthalten. In denen findet sich die inhaltliche Grundlage für den neuen „Ant-Man“-Film. Denn in diesen Heften wird Scott Lang nach Hank Pym zum zweiten Ant-Man des Marvel Universums. Und auch Filmbösewicht Darren Cross feiert seine Comicpremiere – Allerdings völlig anders, als wir ihn im Film kennengelernt haben. Diese Ausgaben sind spaßiger Geschichtsuntericht und tolles Bonusmaterial. Ich finde das Konzept großartig, dass man eine eigentlich sehr junge US-Serie (In den Staaten sind erst zwei Ausgaben mehr erschienen) zeitnah und mit reichlich Bonusmaterial in Form von sinnvollen Rückblicken als Paperback veröffentlicht – Das darf von mir aus sehr, sehr gern Schule machen! Mehr davon, Panini!
Der „Ant-Man Sonderband 1“ bietet 116 erfrischend witziger Superhelden-Action und ist eine großartige Gelegenheit für Fans der Marvel-Filme einen ersten Schritt in die Welt der bunten Bilder zu wagen. Ein originelles Skript, dass neue Leser nicht mit zu vielen Querverweisen überfordert, die stylische Optik und der faire Preis sind eine verlockende Einladung. Aber auch für mich als alten Hasen war „Ant-Man“ eine der besten Marvel-Reihen der letzten Jahre und hat mich richtig begeistert. Marvel würzt alte Tugenden und eigentlich sehr klassische Figuren mit viel kreativer Energie. Da würden Nils Holgerson und der Däumling vor Neid erblassen! (Sorry, ich hab bis zuletzt versucht mir den zu verkneifen…)
- Autoren: Nick Spencer, David Michelinie
- Zeichner: Ramon Rosanas, John Byrne, Bob Layton
- Format: Softcover
- Original-Storys: Ant-Man (2015) 1-3, Marvel Premiere 47-48
- 116 Seiten
- Preis: 12,99 €
- Erschienen am 07.07.2015
Rezensionsmuster – Paperback, zur Verfügung gestellt von Panini – Herzlichen Dank!