GAMES: Returnal

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Returnal“ ist in vielerlei Hinsicht eine riesige Überraschung. Die tadellose technische Präsentation, mit ihren tollen, flüssigen Effekten, ihrem atmiosphärisch-schrägen Sounddesign und der zwar nonlinear und fragmentarisch präsentierten, aber dennoch spannenden Story rund um Weltraum-Bruchpilotin Selene sind eigentlich ganz klassisch für die großen Playstation-Exklusiv-Titel wie ein „God of War“ oder „Last of Us“. Das aber ausgerechnet das finnische Entwicklerstudio Housemarque, das bislang vor allem Hardcore-Spieler mit megastylischen Arcade-Ballereien wie dem brillanten „Nex Machinae“ angesprochen hat einen so öffentlichkeitswirksamen Titel übernimmt, das ist schon etwas ganz Besonderes.

Denn „Returnal“ ist in vielerlei Hinsicht genial, aber auch erschreckend schwer und sperrig, was viele entspannte Gelegenheits- und Feierabend-Zocker direkt in die Frustrationshölle schicken wird. Das aus Versatzstücken beliebter Indie- und Hardcore-Themen zusammen-gefrankensteinte Spielejuwel ist in vielen Punkten ganz bewusst nicht zeitgemäß. Es nimmt klare Anleihen an sogenannte „Roguelike“-Spiele und die davon abgespaltenen „Soulslikes“-Rollenspiele, bei denen der regelmäßige Bildschirmtod genau so gnadenlos zur Tagesordnung gehört, wie der Verlust eines Löwenanteils der gefundenen Ausrüstung, geöffneten Türen oder erlernten Fähigkeiten. Das sind Dinge, die Retro-Freunde und Kinder der Neunziger nur all zu gut kennen – Spiele ich zu schlecht, dann muss ich halt ganz von vorn beginnen. Housemarque geht aber so weit, tatsächlich nicht einmal die Möglichkeit einzuräumen, einen länger andauernden Lauf zwischenzuspeichern und später fortzusetzen. Wenn man das tatsächlich müsse, gebe es ja noch die Standby-Funktion der Konsole. Wow. Klare Ansage.

Ein wirklich straighter Bruderkuss für die eingeschworene Gemeinde leidenschaftlicher Zocker ist „Returnal“ geworden. Und es belohnt mit einem ungeheuer süchtig-machendem „Nur-noch-eine-Runde“-Sog. Denn ganz in der Tradition zeitloser, harter Pixel-Action ist hier der Weg das Ziel. Nicht das „Late-Game“, nicht die Auflösung der Story, sondern die Mechanik, der Flow, das Spielgefühl selbst sind hier die Gründe, um am Ball zu bleiben. Die clever eingebundenen Fähigkeiten des Dual-Sense-Controllers tragen unnachahmlich dazu bei, dass wir immer tiefer in die sichtlich stark durch Filme wie „Prometheus“, aber auch die „Metroid“-Reihe von Nintendo inspirierte Spielwelt hineingezogen werden.

Nun bleibt zu hoffen, dass sich tatsächlich auch so viele so begeisterungs- wie leidensfähige Spieler finden, damit das ambitioniert-eigenartige Projekt auch ein kommerzieller Erfolg wird und nicht nur zu einem teuren Kritiker-Liebling verkommt. Die breite Begeisterung der ebenfalls sauschweren „Souls“-Spiele hat dafür sicher die eine oder andere Tür geöffnet. Allerdings spricht das schnellere, arcadigere Gameplay von „Returnal“ auch eine ganz andere Zielgruppe an.

Wie auch immer dieses Experiment ausgeht: Von einigen sehr ärgerlichen Abstürzen des Spiels einmal abgesehen ist „Returnal“ ein hervorragender und sehr eigenständiger Titel. Und vor dem unternehmerischem Wagnis, das eine so große Firma wie Sony hier eingeht, um klare Zugeständnisse an die Kunstform Videospiel und den harten Kern der Spieler-Gemeinde zu machen kann man gar nicht tief genug den Hut ziehen.



Returnal. Entwickler: Housemarque. Publisher: Sony. 79,99€ 1 Spieler. Erschienen für PLAYSTATION 5