Schon der erste Teil von Blasphemous konnte internationales Aufsehen erregen. Das Alleinstellungsmerkmal der spanischen Indie-Entwicklung war, dass man sich zwar grundsätzlich am Gothic-Thema von Genre-Urvater „Castlevania“ orientierte, dabei aber jeglichen Japano-Fantasy-Kitsch durch morbide, kirchliche Designelemente ersetzte. Flagelanten, Büßermasken, Buntglasfenster, Schuld und Sühne. „Blasphemous“ zog alle Register katholisch-psychologischer Kriegsführung und geizte trotz nostalgischer Pixeloptik nicht mit expliziter Gewaltdarstellung. Unnötig zu sagen, dass die düsteren „Souls“-Untertöne des Designs auch zwangsläufig einen extrem harten Schwierigkeitsgrad mit sich brachten.
All diese Tugenden bleiben dankenswerter Weise unberührt. „Blasphemous 2“ wurde vor allem feingeschliffen, verfügt jetzt über verschiedene Waffen und Kampfstile, die unterschiedliche Zweige im riesigen Dungeon öffnen können. Teleporter und verschiedene Shops haben mühe, die leidgeplagten Spieler ein wenig durchatmen zu lassen und obwohl der Schwierigkeitsgrad gnadenlos bleibt, freut man sich über deutlich mehr Rücksetz- bzw. Speicherpunkte. Das größte Manko, die sehr an frühe Souls-Abenteuer erinnernden Strafwanderungen bleiben so aus und schwierige Täler der Tränen können gezielt trainiert und überwunden werden. Sehr gut.
Obwohl uns die prachtvolle Pixeloptik mit scheinbar noch geschmeidigeren Animationen erhalten geblieben ist, flankieren nun auch extrem professionell wirkende und voll englisch beziehungsweise spanisch vertonte Animé-Sequenzen wichtige Wendepunkte der kryptischen Story und blasen die ohnehin sehr gelungene Atmosphäre noch einmal deutlich auf. Wer sich gern in Spiele verbeißt, in ihrer Stimmung versinkt und wer ganz klassische Metroidvanias liebt (denen dieser Titel noch deutlich näher ist, als sein Vorgänger) für den führt kein Weg an „Blasphemous 2“ vorbei.
BLASPHEMOUS 2, Publisher: Team17, 29,99 Euro, Verfügbar für: Nintendo Switch, Playstation 5/4, Xbox Series/One, PC, Getestet auf dem PC / STEAM DECK