„Paper Mario – Die Legende vom Äonentor“ war vor zwanzig Jahren die zweite Inkarnation der inzwischen respektabel angewachsenen Rollenspiel-Serie rund um unseren Lieblingsklempner vom Dienst. Nun soll das eben so betitelte Remake (oder Remaster, je nachdem wen man fragt) für Nintendos Switch nicht nur an jene seligen Zeiten erinnern, sondern uns auch die letzten Tage unserer würdig ergrauten Switch-Handhelds versüßen. Ob das klappt? Auf jeden Fall! Während man den ersten „Paper Mario“-Titel – ein kostenpflichtiges Abo vorausgesetzt – übrigens auf Nintendos eigenem Emulator auf der Switch nachholen kann, wurde die tatsächliche Geburtsstunde der Mario-Rollenspiele, der Super-Nintendo-Titel „Super Mario RPG“ bereits einer eigenen beachtlichen Frischzellenkur unterzogen, die uns ausgesprochen gut gefallen hat.
Inhaltlich bleibt „Die Legende vom Äonentor“ über jeden Zweifel erhaben, begeistert mit charmanten, toll geschriebenen Charakteren, einem sanft forderndem aber nie frustrierendem Kampfsystem und einer bereits in der Ur-Version wirklich hübsch und gut gealterten Scherenschnittoptik, die ja das visuelle Markenzeichen der Reihe ist. Die technischen Änderungen sind jedoch ein zweischneidiges Schwert. Wo wir uns über ein moderenes Seitenverhältnis in 16:9, höhere Auflösung und natürlich die Portabilität der Switch-Version sehr freuen, mussten die fluffig-flüssigen 60fps der ursprünglichen Gamecube-Fassung leider der betagten Switch-Hardware zum Opfer fallen. Unserer Auffassung nach stört das recht selten stark, vor allem da Kämpfe wie bei Japano-Rollenspielen üblich in einem fixen, nicht scrollenden Bildausschnitt stattfinden. Bei machen Sequenzen, vor allem wenn sehr viele Kreaturen über den Bildschirm wuseln bleibt die zwanzig Jahre jüngere Neufassung aber so leider hinter dem Original zurück.
Unterm Strich zählt für uns, dass eines der unumstritten stärksten Mario-Rollenspiele nun auf einem aktuellen System ohne technischen Aufwand wieder gespielt werden kann und das sogar im Zug, Auto oder in der Mittagspause. Auch wenn das in 60fps nochmal deutlich toller gewesen wäre, gibt es einfach keinen logischen Grund, diese Gelegenheit an sich vorbeiziehen zu lassen, wenn man Mario oder klassische Rollenspiele auch nur ein wenig mag. Wir freuen uns außerdem sehr über Nintendos Entscheidung, die lilafarbene Vivian wie in der ursprünglichen, japanischen Sprachfassung als Transfrau zu präsentiere und nicht mehr als westlich angepasste Cis-Frau.
PAPER MARIO – DIE LEGENDE VOM ÄONENTOR. Entwickler: Intelligent Systems. Publisher: Nintendo. 59,99€ 1 Spieler. Erschienen für NINTENDO SWITCH
