Die Neunziger waren die absolute Blütezeit der Fighting-Games. Spielhallen-Klassiker wie „Street Fighter“ und „Mortal Kombat“ waren mitten im Mainstream und auch außerordentlich erfolgreich mit Heimumsetzungen für Konsolen von Sega und Nintendo. Hard- und Software-Entwickler SNK war gerade in Deutschland eher unter Freaks ein Begriff. Die sündhaft teure „Neo Geo“-Hardware lieferte anders als die kleinen Cousins mit den großen Marktanteilen keine abgespeckte, sondern hundertprozentige Spielhallen-, also Referenzqualität. Module für mehrere hundert Euro konnten sich natürlich nicht flächendeckend durchsetzen, aber insbesondere unter Prügel-Enthusiasten wussten hauseigene Entwicklungen wie „Fatal Fury“ oder „Art of Fighting“ mehr als nur zu begeistern.
Und eben hier begann 1994 die „King of Fighters“-Reihe, eine Art „Megamix“ der SNK-Riege aus verschiedenen Games. Mit dem nun erschienenen fünfzehnten (!) Teil, unterzieht der Traditionshersteller sein einstiges Flaggschiff nun einer Behandlung, wie sie bereits das schnittige „Samurai Shodown“ zu unserer Freude modernisierte. Das Geschehen bleibt in der zweiten Dimension, macht aber mit wilden Kamerafahrten von der dreidimensional generierten Grafik gebrauch, ganz ähnlich wie „Street Fighter“ seine Präsentation mit dem vierten Teil anglich.
Es ist das zugänglichste „King of Fighters“ bislang, dass auch ambitionierten Einsteigern eine Chance gibt und auch einfach auszuführende Combos bereithält. Mit hervorragendem Online-Gameplay, das für das Genre blitzschnelle Reaktionen zuverlässig transportiert, vielen bekannten Gesichtern aus der SNK-Historie und einwandfreier Spielbarkeit ist der Titel eine sichere Bank für Puristen und altgediente Fans. Wer bislang eher in anderen Reihen zuhause war, wundert sich aber über das Minimal-Angebot für Einzelspieler, mit archaischen Textbildchen als Durchspielbelohnung und einem sehr rudimentärem Tutorial, dass taktische Zusammenhänge der einzelnen Manöver völlig unerwähnt lässt. Das hat das letzte „Guilty Gear“ alles deutlich schöner geregelt.
Aller berechtigten Kritik zum Trotz beherrscht „King of Fighters XV“ seine Kernkompetenzen hervorragend und reanimiert traditionsreiche Figuren. Veteranen und Liebhaber greifen bedenkenlos zu, jüngere und einsamere Spieler sollten vielleicht eine der zahlreichen guten Alternativen in Erwägung ziehen.
King of Fighters XV, Entwickler: SNK. Publisher: SNK / Koch Media. Ca. 59,99€ 1-2 Spieler gleichzeitig. Erschienen für PS4, XBox One, PC. Getestet auf Xbox Series X