Während die Comic-Umsetzung in ihrem Debüt eher durchwachsen daherkam, waren sich Fans und Kritik aber weitestgehend einig über die Qualitäten des ursprünglichen Sony-Spiele-Blockbusters. „Horizon – Zero Dawn“ lässt Spieler in Gestalt der postapokalyptischen Kriegerin Aloy eine scheinbar prähistorische Welt erkunden, deren tödliche Saurier-Fauna aber beinahe ausschließlich aus computerisierten Maschinen besteht. Die nicht nur sehr atmosphärische sondern auch inhaltlich überraschend komplexe und vielschichtige Saga ging nun kürzlich in ihre zweite Runde. In „Horizon – Forbidden West“ reist die nun noch viel menschlichere und so authentischere Heldin in genau diesen, namensgebenden Westen, um die erstaunlichen Kenntnisse aus ihrem letzten Abenteuer zu vertiefen und die Bewohner dieser Welt gleichermaßen davor zu schützen.
Rein spielerisch mag es sich dabei vielleicht um ein dezentes Update handeln, da Aloy schon zu Beginn ihres Abenteuers über eine erstaunliche Bandbreite an Fähigkeiten verfügte. Dennoch bringen ganz offensichtlich aus Nintendos „Zelda“-Reihe entliehene Elemente wie Gleitschirm oder Enterhaken interessante neue Mechaniken mit sich. So richtig bemerkbar macht sich die Jahrelange Arbeit aber vor allem bei der Hollywood-reifen Präsentation und den noch viel abwechslungsreicheren Arealen. Bereits in den ersten paar Spielstunden durchstreifen wir tropische, verschneite und wüstenähnliche Gebiete, die allesamt erstaunlich gut aussehen und toll ausgeleuchtet sind. Und das klappt bereits auf einer etwas älteren und deutlich besser erhältlichen Playstation 4 Pro ganz ausgezeichnet.
Ganz ähnlich wie in Ubisofts neueren „Assassin’s Creed“-Inkarnationen oder dem stark daran orientiertem und exzellentem „Ghost of Tsushima“ hilft eine Landkarte dabei, einen Überblick über die unzähligen Möglichkeiten zu behalten, die uns offen stehen. Wir klettern, reiten, Kämpfen, schleichen und forschen also, um mit dezenten Rollenspielanleihen immer hilfreichere Fähigkeiten zu erlangen. Sowohl die Hauptgeschichte als auch die zahlreichen, mit kleinen Geschichten oft richtig interessanten Nebenquests glänzen dabei mit richtig gut deutsch synchronisierter Vertonung und vor allem atemberaubend echter Mimik. Bei soviel visueller Pracht fragt man sich manchmal, warum etwas so zentrales wie Aloys Haar dann bei jeder Gelegenheit zusammenhangslos umherpeitscht, wie ein tollwütiger Zitteraal, aber halten wir uns nicht an Kleinigkeiten auf. Herausfordernde Jagdgründe, ein eigenes, sammelbares Brettspiel und viele verschiedene andere Missionen sorgen neben den schon reichhaltigen Hauptaufgaben für lang anhaltenden, wunderschönen Spielspaß. Dass der Titel dabei toll präsentiert und mit einem moderatem Schwierigkeitsgrad ausgestattet ist, erleichtert Einsteigern nicht nur den Zugang, sondern macht „Horizon – Forbidden West“ auch für Mitreisende auf dem Sofa zu einer spaßigen Sache.
Horizon – Forbidden West, Entwickler: Guerilla Games. Publisher: Sony. Ca. 79,99€. 1 Spieler. Erschienen für PS4 und PS5 Getestet auf der PLAYSTATON 5