T-Shirts, Actionfiguren, Aufkleber und Poster sind übliche Merchandise-Artikel, die man findet, wenn man sich durch die Comic-Läden dieser Welt bewegt. In diesem Fall waren die epischen Kämpfe von Hellboy aber Inspiration für ein Brettspiel. Wie mittlerweile viele unsichere Projekte, startete auch dieses Unterfangen mit einer Crowdfunding-Aktion auf der Plattform Kickstarter. Der Vorschlag ging komplett durch die Decke und das benötigte Ziel von 100.000 £ wurde meilenweit übertroffen. Insgesamt haben 12.716 Personen das Vorhaben unterstützt, dabei ist eine Gesamtsumme von 1.454.343 £ zusammengekommen. Wie beim Crowdfunding üblich gab es einiges an Bonusmaterial, sobald bestimmte Finanzierungshürden erreicht wurden. Diese Extras bleiben nun größtenteils den Käufern der Kickstarter-Edition vorbehalten.
Optisch macht die Verpackung des Spiels einiges her. Der Fan erkennt sofort das Artwork, welches von niemand anderem als Hellboy-Vater Mike Mignola persönlich stammt. Schon das Gewicht des Kartons lässt erahnen, das die riesige Box einiges an Material enthalten muss. Ganze 2 kg wiegt der Karton mit seinem kompletten Inhalt. Das Öffnen und Durchforsten des Spielkartons ist eine wahre Freude. Zuerst darf man die bedruckten, modularen Pappen bewundern. Diese können später zu einem individuellen Spielbrett zusammen gelegt werden. Schnell wird klar: Mantic Games legen viel Wert auf Qualität. Die Platten sind dick und werden auch im Eifer des Gefechts nicht aus Versehen reißen. Danach ist mit 25 unbemalten Miniaturen das Herzstück der Packung zu sehen.
Dazu gehören die Bösewichte Rasputin, ein großes Froschmonster und die Tentakeln von Sadu Hem. Direkt daneben deren Gegenspieler und die späteren Avatare der Spieler: Hellboy, Abe Sapien, Liz Sherman und Johann Kraus. Der Rest setzt sich aus verschiedene Frosch-Monstern und Schwärmen zusammen. Die Figuren sind unglaublich detailliert und sehen ihren Vorbildern aus den Bildergeschichten zum Verwechseln ähnlich. Da könnte man direkt auf die Idee kommen diese als Dekoration im heimischen Regal zu verwenden, wenn sie nicht gerade beim Spielen gebraucht werden. Aus der Anzahl der oben genannten Hauptcharaktere leitet sich auch ab, dass eine Runde mit 1-4 Spielern gespielt werden kann. Um zu starten einigt man sich zuerst auf ein Abenteuer. Dazu gibt es sechs in Folie eingeschweißte Kartensets. Diese „Case Files“ sind mit einem Schwierigkeitsgrad versehen, außerdem prangt eine Warnung darauf, die Karten nicht zu lesen, bevor man sich in den Fall stürzen möchte. Ansonsten würden Wendungen und Überraschungen schon vorher gelesen und das Spiel wäre weniger spannend und fordernd. Danach gilt es jedem Mitspieler eine Rolle zuzuweisen. Dazu schnappt sich jeder die Miniatur des Helden, den er gern verkörpern möchte.
Jeder dieser Protagonisten hat dabei eigene Stärken und Schwächen, die auf einer Beschreibungskarte festgehalten sind. Um den Überblick zu behalten, legt jeder Spieler die dazugehörige Karte vor sich auf den Tisch. Neben den Attributen ist es auch möglich, Equipment anzulegen. Hier hat jeder einen ganz individuellen Pool an Gegenständen, der auf den gewählten Charakter zugeschnitten ist. Während Hellboy gerne auf sein bekanntes Schießeisen setzt, zieht Abe lieber mit einer Harpune in den Kampf.
Nach dem Verteilen der Alter Egos müssen Spielfeld und Monster nach Anweisungen der Case-Files aufgestellt werden. Danach startet das runden-basierte Abenteuerspiel voll durch. Gestartet wird jede Runde mit dem Angriff der Froschmonster, wenn die Abenteuergruppe schon auf welche getroffen ist. Sollte das nicht der Fall sein, so wird die Runde übersprungen und es geht direkt mit der „Agenten-Runde“ weiter. Für diesen Zeitpunkt besitzt jeder Spieler Aktionspunkte. Diese können eingelöst werden, um sich zum Beispiel zu bewegen, Kreaturen anzugreifen, Spezialfähigkeiten auszuspielen oder Mitspielern unter die Arme zu greifen. Sobald alle Aktionen getätigt sind, ob die Aktionpunkte aufgebraucht sind oder nicht, darf sich ausgeruht werden, um Energie zu regenerieren. Im Anschluss wird eine „Doom-Karte“ aufgedeckt. Diese beeinflusst den Spielverlauf negativ für die Spieler. In der letzten Phase werden dann alle möglichen Aktionen wieder aufgefüllt und es geht von vorne los.
Was hier so simpel klingt, entpuppt sich schnell als actionreiches, kniffeliges Abenteuer, bei dem die Monster einem schnell das Fell über die Ohren ziehen. Hier bekommt der Hellboy-Fan alles, was er sich wünscht. Ein liebevoll gestaltetes Spiel mit hochwertigen Materialien. Vor allem die Miniaturen sind ein absoluter Traum und machen richtig was her. Man merkt an jeder Ecke, dass dieses Produkt von Fans für Fans gemacht wurde.
Wer das Spielfeld durch weitere Gegenstände aufhübschen möchte, findet im Online-Shop von Mantic Games ein weiteres Set Namens „Counter Upgrade Set“, dass hauptsächlich aus zusätzlicher Dekoration besteht. Sollte man etwas gegen die tristen grauen Figuren machen wollen, findet sich auch ein passendes Set mit Pinsel und Farben für die Plastikfiguren. Dafür muss man nach dem „Vallejo Hellboy Paint Set“ suchen oder man gräbt eben im Spieleschrank, ob sich noch irgendwo alte „Games Workshop“-Farben befinden.
Das Spiel selbst ist ein forderndes Taktik-Abentuer an dem sich das Team aus Spielern, gerade bei den schwereren Aufgaben, schon mal die Zähne ausbeißen kann. Angegeben sind die Runden mit 60-90 Minuten, das ist aber meist eine optimistische Schätzung. Wenn man Kritik anbringen möchte, dann vermutlich daran, dass die Spielrunden einiges an Spannung verlieren, sobald alle Missionen durchgespielt wurden und die Abläufe bekannt sind. Dank des hohen Taktik-Aspektes kann man auch gut und gerne Freunde ohne Hellboy Hintergrundwissen mit zur Spielrunde einladen. Die sind aber definitiv nicht die Zielgruppe dieses hervorragenden Brettspiels.
HELLBOY BOARDGAME, Hersteller: Mantic Games, 1-4 Spieler, 89,99 Euro, Sprache: Englisch, Erschienen bei MANTIC GAMES
https://www.youtube.com/watch?v=8uj3rXQIS4I