Neben den hauseigenen Zugpferden, den Titeln aus der „Super Mario“-Reihe und die Action-Adventure-Saga „The Legend of Zelda“ haben sich bei der ikonischen Spieleschmiede Nintendo im Laufe der letzten Jahrzehnte auch weitere ausgesprochen beliebte Marken herauskristallisiert. Weit vorn in der Gunst vieler Spieler ist die rundenbasierte Strategie-Reihe „Fire Emblem“, die mit der „Three Houses“-Episode nun erstmals auf der Nintendo Switch offiziell in die virtuelle Schlacht um Ruhm und Ehre zieht, denn der „Heroes“-Ableger ist vor allem ein Actionspiel mit nur sehr dezenten taktischen Elementen.
Neueinsteiger brauchen sich gar keine Sorgen machen. Trotz der langen Historie und der vielen Titel vor allem für Nintendos tragbare Spielekonsolen seit dem Gameboy Advance beginnt das Abenteuer wie schon so oft zuvor quasi bei Null. Wer vorherige Titel aus der Reihe gespielt hat, der erkennt vielleicht historische Schlachten oder Personen wieder, von denen die Helden in „Three Houses“ sprechen. Das macht Spaß und erinnert an längst vergangene Abenteuer, aber es ist keinerlei Vorwissen erforderlich, um sich schnell und vollständig in die vergleichsweise komplexe Handlung des japanischen Strategie-Rollenspiels einzufinden.
Deutlich schwerer dürften es da eingefleischte Serienveteranen haben. Zwar bekommen Westentaschen-Generäle nach wie vor feinste Taktik-Kopfnüsse serviert, die insbesondere im späteren Spielverlauf ordentlich Hirnschmalz erfordern, aber „Fire Emblem: Three Houses“ teilt sich im Grunde in zwei verschiedene Spiele, deren Erfolg Auswirkungen auf die jeweils andere Hälfte hat. Statt gesichtslose Soldaten durch die Gegend zu scheuchen, setzt die Reihe bereits seit vielen Jahren auf die Eigenheit, dass jeder Kämpfer in der Fantasywelt auch einen Namen, ein Gesicht und eine Persönlichkeit hat. Besonders hartgesottene Strategen können in einem optionalem Schwierigkeitsgrad sogar aktivieren, dass der Verlust eines Kameraden endgültig ist. Dieses unerbittliche, „Permadeath“ genannte Feature ist ein Markenzeichen der Serie, das früher auch auf den normalen Schwierigkeitsgraden zum frustrierendem Standard gehörte. Aber die Angst vor dem Ableben der besten Kämpfer erhöht den emotionalen Druck bei schwierigen Entscheidungen des Spielers natürlich ungemein.
Um diese Bindung an die hübsche Anime-Soldaten-Schar noch enger werden zu lassen, streifen wir in Rolle eines neuen Lehrers durch die unverständlicher Weise sehr trist und leer gestalteten Gänge einer Militärakademie, um mit unseren Schülern zu „connecten“, wie man neu-deutsch wohl sagt. Wir geben gute Ratschläge oder disziplinieren unverbesserliche Quertreiber in komplett englisch oder japanisch vertonten Dialogen mit Standbildern. Dieser in Japan sehr beliebte „Visual Novel“-Stil verrät wahnsinnig viel über die Persönlichkeiten der Schützlinge, bildet mit seinen simplen Mutliple-Choice-Fragen aber entweder einen störenden Stilbruch oder willkommene Ruhepausen zwischen den schweißtreibenden Schlachten, das hängt ausschließlich vom persönlichen Geschmack ab.
Von dieser Glaubensfrage einmal abgesehen ist „Fire Emblem: Three Houses“ ein komplexer und sehr umfangreicher Strategie-Spaß in bester Serien-Tradition. Nur die triste 3D-Grafik wird selbst den gegenüber etwa einer PS4 reduzierten Grafik-Fähigkeiten der Nintendo Switch nicht gerecht und beißt sich so mit den exzellenten, hochwertig produzierten Animé-Sequenzen, die wichtige Ereignisse in der mit Intrigen gespickten und abwechslungsreichen Story hervorheben. Dass es aktuell für die Switch kein weiteres Strategie-Spiel gibt, dass so extrem viel und so hochwertigen Content bietet, wird viele Genrefreunde aber mühelos über diesen gestalterischen Aspekt hinwegsehen lassen.
Fire Emblem: Three Houses, Entwickler & Publisher: Nintendo, ein Spieler, 59,99 Euro, Erschienen für Nintendo Switch LINK