In einer parallelen Dimension sollen sich die größten Helden der unterschiedlichen Manga-Universen aus dem Jump-Magazin gegen die Bedrohung durch die finsteren „Venoms“ verbünden. Von „Naruto“ über „One Piece“ bis hin zu den Kämpfern aus der legendären „Dragon Ball“-Reihe ist beinahe alles an Manga-Kämpfern vertreten, das Rang und Namen hat. Bei „Jump Force“ handelt es sich aber nicht etwa um ein Comic-Crossover nach amerikanischem Vorbild, sondern um ein Videospiel, bei dem bis zu zwei Spieler gleichzeitig ihre Lieblingscharaktere gegeneinander in den Ring schicken können. Eingebettet in besagte, improvisierte Alibi-Storyline muss der geneigte Spieler sich aber zuerst eine eigene, generische Figur zusammenbasteln, anstatt gleich einen seiner geliebten Kindheitshelden als Avatar auszuwählen.
Die nett inszenierten Keilereien orientieren sich dabei am Fans längst aus „DBZ Tenkaichi“ oder „Naruto Ninja-Storm“ bekannten „Über-die-Schulter“-Schema, bei der es technisch eigentlich gar nicht so viele verschiedene Charaktere gibt, sondern die gewählte Figur eher über Statuswerte und Optik entscheidet, anstatt das Gameplay grundlegend zu verändern. Das hatte man unlängst mit den „Dragon Ball Fighterz“ zwar traditioneller, dafür aber spielerisch auch deutlich abwechslungsreicher gelöst. All das ist echten Jump-Franchise-Fans natürlich ziemlich egal, schließlich erfreuen sich die zuvor genannten Game-Ahnen auch heute noch anhaltender Beliebtheit, ohne ihre technische Formel jemals wesentlich verändert zu haben. Die zentralen Probleme der von Fans so sehnlich erwarteten Mega-Zusammenkunft liegen eher im umgebenden Design.
Die große Motivation für Einzelspieler war in allen Bandai-Manga-Kloppereien stets das mit dem Spielfortschritt erfolgende Freischalten von immer mehr und immer interessanteren Charakteren. Da verhält es sich mit „Jump Force“ nicht anders, weshalb dem Spiel eine an ein Rollenspiel erinnernde Oberwelt spendiert wurde, auf der unser Frankenstein-Mangamännchen mit prominenten Chrakteren plauschen, Statuswerte anschauen und natürlich neue „Aufträge“ auswählen darf, die immer nur marginal etwas an den eigentlich Schlachten verändern und immer etwas Abstraktionsvermögen des Spielers voraussetzen. Auch dass man später Fahrzeuge für diese Weltkarte freischalten kann ändert nichts daran, wie unglaublich karg und steril dieses so zentrale Spielelement ist, wie wenig es den überdrehten Spirit der tollen Figuren und Stories transportiert, die sich eigentlich hier versammeln. Auch technisch wirkt der Titel trotz Testlauf auf einer Playstation 4 Pro deutlich altbackener und unspektakulärer als das ein Jahr ältere „Dragon Ball Fighterz“.
Extrem geduldige Hardcore-Fans und Bandai-Veteranen freuen sich über teilweise von Originalsprechern vertonte Dialoge zwischen ihren Lieblingscharakteren und eine (optisch) umfangreiche und breite Kämpferpalette. Mit entsprechender Leidensfähigkeit und der richtigen Erwartungshaltung an das karge Grundgerüst können Fans der Vorlagen also durchaus auf ihre Kosten kommen. Wem es vor allem um die spielerischen und technischen Aspekte geht, der findet auf dem Markt allerdings zahlreiche deutlich aufregendere Möglichkeiten, seine Kumpels mit Comic-Charakteren zu verdreschen.
JUMP FORCE
Entwickler: Spike Chunsoft Co.,Ltd.
Publisher: Bandai Namco Entertainment
Platformen: Plastation 4, Xbox One, PC
ab 58,00 Euro
Erhältlich bei diversen Anbietern