DON`T TOUCH IT

  • Beitrags-Autor:

Die ganze Schule redet davon, dass „Gori Lori“, wie Loreley nur noch genannt wird ihren kleinen Bruder umgebracht und auf dem Schrottplatz verscharrt haben soll. Früher haben Ben und seine Schwester Brittany mit Loreley und ihrem Bruder Tobi gespielt. Deshalb sind die beiden Teenager überhaupt nicht begeistert, als sie erfahren, dass Lori den Sommer bei ihnen im Haus verbringen soll. Das Mädchen mit der großen Brille war zwar schon immer seltsam, aber nun verhält sie sich wirklich komplett irre. Besonders gruselig ist dieses merkwürdige Ding, dass sie immer unter einem Tuch versteckt hält und das bloß niemand anfassen soll…

„Don’t Touch It!“ sieht klasse aus und erscheint genau im richtigen Moment. Mit „Stranger Things“ oder „Ready Player One“ sind nostalgische Erzähltrips zurück in die Achtziger und Neunziger gerade das ganz große, multimediale Ding. Der abgeschlossenen Graphic Novel gelingt es auch großartig, dieses Flair einzufangen, was vor allem Leser um die dreißig zu schätzen wissen werden. Allerdings sollten junge Eltern Timo Grubings zunächst so freundlich anmutende, dynamische Zeichnungen nicht missverstehen. Die Kids in „Don’t Touch It!“ fluchen wie die Matrosen und der stetig ansteigende Horrorpart der Story wartet mit einigen für junge Leser in jedem Fall zu verstörenden und brutalen Sequenzen auf. Damit befindet sich die für eine Indie-Produktion erstaunlich reif präsentierte Comic-Überraschung in bester Gesellschaft von Nineties-Kinderhorror wie in der TV-Serie „Eerie Indiana“. Die schien sich zunächst auch an ein junges Publikum zu richten, schoss dann aber mit ihrem handwerklich sehr überzeugendem Horror oft über das Ziel hinaus. Vermuten wir einfach mal, dass „Don’t Touch It!“ Timos sichtbarer und sich toll einfügenden Kinderbuch-Erfahrung zum Trotz an erwachsene Leser adressiert ist.

Mit zahlreichen, schaurig schön präsentierten Querverweisen auf Bodyhorror-Pioniere wie David Cronenberg oder John Carpenter und witzigen Meta-Botschaften in „Lost Boys“-Manier lassen die vermutlich bewusst US-stereotypen Kids das Nostalgiker-Herz höher schlagen. Timos sicherer und lebendiger Strich sorgen wie sein Verständnis für stimmungsvolle „Kameraeinstellungen“ dafür, dass seine Protagonisten die Vorhersehbarkeit ihrer Handlungen so charmant überspielen wie einst Corey Feldman.


DON`T TOUCH IT
Autor: Timo Grubing
Künstler: Timo Grubing
96 Seiten
Softcover
16,00 Euro
Erschienen bei ZWERCHFELL