Endlich wiedervereint: Eddie Brock und sein symbiotischer Alienfreund vom Planeten Klyntar sind gemeinsam wieder Venom. Lange Zeit kämpfte das pechschwarze Tentakelmonstrum mit dem Haifischgebiss Seite an Seite mit dem Regierungsagenten und späterem „Guardian of the Galaxy“ Flash Thompson. Doch nach einem kurzen Intermezzo mit dem eiskalten Söldner Lee im Eröffnungsband der neuen „Venom“-Serie bekommt die Fangemeinde endlich wieder ihren herrlich zerrütteten, klassischen und zu unangemessener Gewalt neigenden Pseudo-Fiesling zurück. Das passiert sicher nicht ganz zufällig, soll der beliebte Marvel-Charakter doch noch dieses Jahr in seinem ersten titelgebenden Film die Kinoleinwände erobern…
Es ist schon eine sehr krude, aber auch seltsam sympathische Mixtur von Elementen, von der die „Legacy“-Inkarnation des monströsen Spider-Man-Spiegelbilds bestimmt ist. Langjährige Fans freuen sich über die endlich wieder ordentliche betonte Zerrissenheit von Symbiont und Wirt, der schön herausgestellten Abhängigkeit und Zuneigung im harten Kontrast zu gegenseitigem Misstrauen und Verwirrung. Ein toll erzählter Gefühlsrausch.
Die erstaunlich heitere und vergleichsweise unbrutale Rahmenhandlung im Zentrum der ersten Storyline wird mit witzigen und undüsteren Charakteren wie Moon Girl, Devil Dinosaur und dem Cheesy-Vintage-Bösewicht Stegron aber auch für Unverständnis sorgen. Die Impulse für Figur und Serie sind frisch, humorvoll und erklären sich mit augenzwinkernder Selbstreflexion auch plausibel. Sie nehmen dem Szenario aber insgesamt auch viel vom dramatischen Ernst und der Bedrohlichkeit, die „Venom“ eigentlich immer ausgemacht hat.
Unterm Strich ist „Herz der Finsternis“ ein in jeder Hinsicht chaotischer, aber auch sehr interessanter Band. Häufige Wechsel in Zeichenstil und Erzählweise wirken oft zusammenhangslos, zeichnen aber auch eine Idee davon, wo die Reise hingehen könnte, wenn man sich in der Redaktion nun auch für einen Weg entscheidet. Das darf man dann auch gern mit dem gradiosen Tradd Moore als Hauptzeichner machen, der seine eigentliche starke, im Band versammelte Kollegenriege mühelos mit knapp dreißig gewohnt psychedelisch-knalligen Seiten an die Wand zeichnet.
VENOM: Herz der Finsternis (Bd.2)
Autor: Mike Costa, David Michelinie
Künstler: Gerardo Sandoval, Paolo Siqueira, Ron Lim
132 Seiten
Softcover
15,99 Euro
Erschienen bei PANINI