Anarcho-Wissenschaftler Grant McKay ist kein sonderlich guter Vater. Anders lässt sich nicht erklären, warum er seine beiden Kinder mit auf eine interdimenionale Irrfahrt ins Ungewisse nimmt. Nicht genug damit, dass feindselige Soldaten und Aliens, die der bizarren Reisegruppe das Leben nun schwer machen: Expeditionsleiter Kadir hat den „Pfeiler“, McKays mysteriöses Dimensionsportal sabotiert, was letzen Endes zum vermeintlichen Ableben seines Erbauers führt. Auch wenn Kadir nun reumütig verspricht, sich um die Kinder des Wissenschaftlers zu kümmern, sind die beiden Halbwüchsigen ihren nachlässigen Erzeuger aber längst noch nicht los. In unzähligen Dimensionen gibt es auch unzählige Varianten des exzentrischen Herrn Papa und manche dieser Exemplare erwecken ungewohnter Weise sogar den Eindruck, dass ihnen etwas an ihren Nachkommen liegen könnte…
Auch wenn es schwer fällt muss man ganz ehrlich sein. Trotz der extrem einladenden Optik und unterhaltsam klingenden Prämisse ist „Black Science“ extrem komplex und anstrengend. Jedoch auf die denkbar beste Weise. Ausufernde LSD-Optik trifft hier auf verwirrendes Dimensions-Hopping, daraus resultierende Charakterdopplungen und die undurchsichtigen Motive der ausgereiften Figuren. Hat man sich zuvor darauf eingestellt, wird man als Leser mit einem originellem Mix aus pfiffiger Science Fiction und gleichermaßen authentischem wie bizarrem Familiendrama belohnt. Der erzählerische Wechsel auf die Perspektive von Grants Kindern trennt dabei sinnvoll und Elegant die beiden Handlungsblöcke voneinander und sorgt wenigstens für ein bisschen im herrlichen Farbenchaos dringend benötigte Struktur.
Tatsächlich verlangt „Willkommen, Nirgendwo“ seinem Leser noch deutlich mehr Konzentration als der schon etwas sperrige erste Band ab. Keine Frage, „Black Science“ ist eine großartige und visionäre Comic-Serie, die bei oberflächlichem, raschem „Unterhaltungslesen“ aber auch viele Fragezeichen hinterlassen wird. Die Empfehlung ist also nicht auf die international gefeierte Reihe von Rick Remender, Schöpfer des fantastischen „Low“ zu verzichten, sondern die Lektüre gebührend zu zelebrieren und sich darauf einzulassen.
BLACK SCIENCE (Bd.2): Willkommen, Nirgendwo
Autor: Rick Remender
Künstler: Dean White, Matteo Scalera
176 Seiten
Hardcover
24,80€
Erschienen bei Splitter