Agenten- und Politthriller sind eine feste Größe des europäischen Comic. Neben bei Schreiber & Leser erhältlichen Reihen wie dem Klassiker Largo Winch oder dem modernen Milan K gibt es unzählige Genre-Reihen von wechselnder Qualität und Relevanz. Einer der ganz großen Klassiker ist aber ohne Zweifel XIII von Autor Van Hamme und Künstler Vance, der 1984 zunächst im belgischen Magazin „Spirou“ erschien. Zum 30-jährigen Geburtstag erschien 2014 in Frankreich der erste Band einer schicken Gesamtausgabe, den Carlsen nun auch auf deutsch veröffentlicht hat.
Peacocks Bay, USA. Ein Mann mit schwerer Kopfverletzung wird an der Küste angespült und von einem Rentnerpaar gemeinsam mit der alkoholabhängigen, ehemaligen Ärztin Martha notversorgt. Dem geheimnisvollen, namenlosen Verletzten fehlt jegliche Erinnerung an seine Identität und Herkunft. Auch woher die Tätowierung mit der römischen Zahl Dreizehn über seinem Schlüsselbein stammt, bleibt zunächst ein Mysterium. Klar ist aber ganz offensichtlich, dass jemand den Tod von XIII herbeiführen möchte, denn einige Monate nach seiner Ankunft in Peacocks Bay wird sein neues Zuhause von einem Killerkommando gestürmt, das seine warmherzigen Herbergseltern hinrichtet. XIII selbst bemerkt, dass er offenbar über ausgezeichnete Reflexe und Nahkampffähigkeiten verfügt, die ihm die Flucht vor seinen Verfolgern ermöglichen. Eine abenteuerliche Verfolgungsjagd quer durch Amerika entbrennt, die neben vermeintlichen Wahrheiten auch immer wieder neue Fragen ans Tageslicht bringt. Wer in diesem verworrenen Spiel ist Freund und wer ist Feind?
Die knapp dreißig Jahre Comicgeschichte sind verhältnismäßig spurlos an XIII vorüber gegangen. Zwar zeugen der realistische, überraschend amerikanische Zeichenstil mit seinen überwiegend flächigen Farben, sowie der charmant retrospektive Wortschatz noch von der Entstehungsepoche des grafischen Thrillers, aber die Komplexität der Handlung und Charakterkonstellation wirkt noch immer frisch und überzeugend.
Begrüßenswert ist vor allem der häufige Szenarienwechsel in der französischen Agentenhatz. Jeder Band thematisiert eine andere Umgebung und Erzählweise. Egal ob Noir-Detektivstory, Gefängnisdrama oder Kriegsschauplatz – Der rote Faden aus Verschwörungstheorien und coolem, dezent traurigem „James Bond“-Flair verbindet die abwechslungsreichen Stories immer zu einem stimmigen, intelligentem und actionreichem Gesamtbild, mit manchmal genretypisch stereotypen aber immer überzeugenden Charakteren.
XIII ist ein Stück europäischer Comic-Geschichte, in dem auch freunde moderner Politthriller vom Schlage eines Jason Bourne oder eines Sam Fisher voll auf ihre Kosten kommen werden.
- Autor – Jean Van Hamme
- Künstler – William Vance
- 34,99€
- 208 Seiten
- Hardcover
- Erhältlich bei Carlsen