ElfQuest ist DAS Standardwerk des westlichen Fantasy-Comics. Bei Popcom ist nun der dritte der insgesamt vier Hardcover-Sammelbände erschienen. Warum sich jeder Fantasy-Fanatiker auch diesen Band dringend ins Regal stellen sollte, das erkläre ich detailliert im Review.
Noch immer geht eine gewaltige Gefahr von der bösen Winnowill, der Herrscherin über den blauen Berg aus. Nur knapp konnten Schnitter und seine Wolfsreiter der kaltherzigen Magierin entkommen. Durch Himmelweis Vertrauen zu einer von Winnowills Soldatinnen liefert er Windkind, das Baby seiner Stammesschwester Tauglanz versehentlich an die verdorbenen, finsteren Elfen aus. In ihrer Verzweiflung klammert sich die junge Mutter an das geflügelte Reittier der Entführerin und folgt ihrem Kind so unbemerkt in die Tiefen des finsteren, blauen Berges.
Wird Schnitters Stamm es mit Hilfe seiner neuen Freunde und menschlichen Gefährten schaffen Tauglanz und ihr Baby zu befreien? Oder wird die teuflische Winnowill ihnen zuvor kommen und dem Kind ihre Finsternis einverleiben? Die Menschen am Fuße des blauen Berges konnte sie offenbar bereits für ihre finsteren Machenschaften gewinnen…
ElfQuest ist eine dieser Geschichten, von denen man sich beim Lesen alle paar Seiten wünscht, dass sie nie vorbeigeht. Jeder einzelne Charakter wurde mit viel Liebe zum Detail erschaffen und füllt die Seiten der epischen Fantasy-Saga mit Leben. Mit der „Schlacht am blauen Berg“ ist bei Popcom nun das vorletzte Kapitel eines der erfolgreichsten und wichtigsten Comics des Genres erschienen. Trotz der zeitlosen Genialität der ursprünglichen „Original Quest“ merkt man dem „neuen“ Material an, dass auch große Künstler wie die Pinis durch Routine und Erfahrung ihre Fähigkeiten weiter verfeinern und ihre Erzählungen präzisieren und straffen können.
Es schadet der ausführlichen, epischen Geschichte keineswegs, dass die Handlung bereits auf den ersten Seiten dieses dritten Hardcover-Bandes zum Punkt kommt. Noch immer nehmen sich Wendy und Richard genug Zeit dem Leser die Gefühle und Motivationen ihrer Figuren greifbar zu machen. Doch die vereinzelten Längen des ersten Abenteuers gehören nun der Vergangenheit an. Mein einziger Kritikpunkt am zweiten Band, die unübersichtliche und etwas schleppende Endschlacht wird ebenfalls in alle Winde zerstreut. Denn die häufigen, actionreichen Konflikte der „Schlacht am blauen Berg“ hätten eigentlich viel Raum für eine Wiederholung dieser Versäumnisse geboten. Stattdessen fügen sie sich diesmal glatt und stimmungsvoll in das exzellent erzählte Werk.
Besonders hervorzuheben ist die intelligente und kritische Abrechnung der Pinis mit dem Thema Religion. In ihrer Bewunderung und Demut gegenüber den Elfen kippt das Verhalten der Menschen immer wieder unvermittelt zwischen Angst, Respekt und blindem Hass. Wie geschickt das Skript diese ganz weltlichen Zusammenhänge analysiert, abbildet und abschließend sogar durch Schnitters Worte bewertet gibt der Welt von ElfQuest eine neue Dimension und einen weiteren, engen Bezug zur Welt des Lesers. Als besonderes Schmankerl beendet Popcom den Band mit einer farbigen Gallerie durchweg exzellenter ElfQuest-Pinups von handverlesenen, deutschen Künstlern wie Timo Würz.
Anders als bei meinen Rezensionen zu den ersten zwei Popcom-Bänden habe ich die „Schlacht am blauen Berg“ nun das erste Mal vollständig gelesen. Auch wenn ich beim ersten Erscheinen der Geschichte erst zarte vier Jahre alt war, ist es für mich also ein „neues Abenteuer in der Elfenwelt“. Gleichzeitig ist dieses Buch das perfekte Beispiel dafür, wie harte Arbeit zwei bereits großen Talenten die Tür zur Perfektion öffnen konnten. Ich brenne auf den vierten und letzten Band der Ursprungssaga und vor alle auf den ersten Band der erst 2013 begonnenen „Final Quest“. Letzterer soll noch in diesem Jahr bei Popcom erscheinen, in Farbe.
- Autoren – Richard & Wendy Pini
- Künstlerin – Wendy Pini
- Seitenzahl – 272
- ISBN – 978-3-8420-1182-3
- Erschienen – 15.09.2015
- Genre – Fantasy
- Empfehlung – 13 Jahre +
- Format – Hardcover
- Preis – 22,00€
Rezensionsexemplar – Hardcover, zur Verfügung gestellt von Popcom – Herzlichen Dank!