Die Zukunft im Jahr 2200. Der Konzerngigant „Weyland-Yutani“ sorgt für Unmut, eine Außerirdische Spezies für Schrecken. Gabriel Cruz hat sich als Sicherheitschef für Weyland-Yutani lange genug mit beidem rumgeschlagen und geht in den wohlverdienten Ruhestand. Doch schneller als ihm lieb ist, muss er seine ehemalige Firma, seinen Sohn und nicht zuletzt die ganze Erde vor der außerirdischen Plage retten.
Für den einen oder anderen alten Hasen mag es irritierend sein „Alien – Blutlinien“ bei Panini zu sehen. Gewohnheitsmäßig erschienen die blutgierigen Xenomorphe doch bei Cross-Cult. Der real-life Konzerngigant Disney hat allerdings vor ein paar Jahren sowohl den Comicverlag Marvel, als auch das Filmstudio „20th Century Fox“ geschluckt, also liegen die Rechte an „Alien“ (und auch „Predator“) bei Disney. Und mit der hauseigenen Comicschmiede lag es nahe, die Lizenz nicht weiter an „Dark Horse Comics“ zu vergeben, bei denen die Biester seit den frühen Neunzigern für Angst und Schrecken sorgen. Daher ging der Job an Marvel und über diesen Umweg an Panini als Lizenznehmer. Grundsätzlich – aufgrund des drohenden Monopols – etwas bedenklich, inhaltlich kann Autor Phillip Kennedy Johnson aber an den Erfolg des vorigen Verlages anknüpfen. Marvel hat da wirklich einen erfahrenen Autoren gewählt. Traditionstitel wie „Superman“ oder „Action Comics“ aber auch neuere Werke wie „Marvel Zombies“, „Dark Crystal“ oder „Planet der Affen“ gehen auf sein Konto. Die Geschichte ist auch hier mehr als solide. Protagonist Gabriel Cruz ist im Ruhestand eh nicht glücklich, blickt auf seine ganz eigene Historie mit den fiesen Krabblern zurück und ist Ruck-zuck wieder mitten in der Apokalypse. Johnson gelingt es gut ein paar Neuheiten einzustreuen aber auch ein wenig Fan-Service zu bieten. Bei „Dark Horse“ war es bereits üblich, dann und wann einen bestimmten neuen Alien-Typus zu ersinnen, der eine besondere Rolle im Schwarm erfüllt. Hier ist es der „Alpha“. Aber auch generell erfährt man etwas mehr über die Mechaniken der Aliens, wie sie im Kollektiv „denken“, was ihre Motivationen sind, usw. Viel von Gabriels Eindrücken und Gefühlen der aktuellen Mission werden durch Rückblicke in seine eigene, aktive Militärzeit unterstrichen. Schon damals hatte er eine unerfreuliche Begegnung der dritten Art, was ihm hier durchaus hilft.
Um den visuellen Aspekt auf ein ähnliches Niveau zu bringen hat der Verlag hier die beiden extrem fähigen Künstler Salvador Larroca und Guru-eFX auf die Zeichentische und Tablets losgelassen. Auf deren Kappen gehen ja nicht nur die aktuelle „Star Wars“ Hauptserie, sowie das „Darth Vader“-Spinoff, sondern etliche andere Marvel- und „DC Comics“-Reihen. Bei Larroca sei explizit auf den wunderbaren „Marvel UK“-Charakter „Death‘s Head“ verwiesen, der mich schon vor rund 30 Jahren zu begeistern wusste. Die Optik ist irgendwo zwischen den alten „Dark Horse“-Reihen und den modernen, hochrealistischen „Star Wars“-Comics, je nachdem welcher Stil gerade angebracht ist. Dialoge fallen dabei in die letztere Kategorie, große Splashpages, die die Kreaturen zeigen eher in die klassische.
Für Fans der Alien-Reihe definitiv eine tolle Weiterführung der früheren Comic-Reihe, Neulinge bekommen hier einen ziemlich guten Start, ohne großartig Vorwissen mitbringen zu müssen. Der Band ist in sich abgeschlossen, Band 2 ist bereits von Panini angekündigt und Marvel hat auch schon „Predator“-Einzelhefte veröffentlicht, die einen ähnlich guten Eindruck machen.
ALIEN – Blutlinien (Bd.1), Autor: Phillip Kennedy Johnson Künstler: Salvador Larroca, Guru-eFX 164 Seiten, Softcover, 20,00€ Erschienen bei PANINI